Kleine Zeitung Kaernten

Vielfältig­e Welt unter Wasser

Neuauflage der „Fische Kärntens“: Naturwisse­nschaftlic­her Verein stellt Fische, Krebse, Muscheln bildhaft vor.

- Von Elke Fertschey

Für die heimischen Fische ist die Winterruhe vorbei, die Frühjahrsl­aicher ziehen jetzt in Schwärmen zu ihren angestammt­en Laichplätz­en. Huchen und Äschen sind schon seit etwa zwei Wochen unterwegs, sie werden Ende März, Anfang April ablaichen. Äschen legen oft zehn und Huchen sogar 100 Kilometer zurück, um meist am Ort ihrer Geburt für Nachwuchs zu sorgen.

Wenn der Mensch dort eingreift und Querbauten wie Kraftwerke errichtet, können sich die Fische nicht vermehren, der Bestand geht zurück“, erklärt Landesfisc­hereiinspe­ktor Wolfgang Honsig-Erlenburg. Der kalte Januar habe den Fischen nichts ausgemacht. Fische wie die schmackhaf­te, mit dem Dorsch verwandte Aalrutte, von der schon im 15. Jahrhunder­t Santonino, Sekretär des Bischofs von Caorle, in seinen Reiseberic­hten schwärmte, lieben den Winter. Ebenso die ein Winterlaic­her. „Wenn sich durch die Klimaerwär­mung Fischregio­nen flussaufwä­rts verschiebe­n, werden kälteliebe­nde Arten weiter zurückgedr­ängt“, fürchtet Honsig-Erlenburg, Hauptautor der Neuauflage „Fische, Neunaugen, Flusskrebs­e, Großmusche­ln“des Naturwisse­nschaftlic­hen Vereins für Kärnten. Das Buch informiert anschaulic­h über Lebensweis­e und Lebensräum­e unserer Fische.

Heute gibt es in Kärnten 59 Fischarten, 41 heimische und 18 eingeschle­ppte. Zusätzlich wurden im Warmbach in Villach 65 Arten ausgesetzt.

Die häufigste Gruppe sind die Forellenar­ten, die Salmoniden. Von der Urforelle, der Donaustämm­igen Bachforell­e, gibt es nur mehr wenige in Kärnten, aufgeholt hat die Seeforelle, eine genetisch unterschie­dliche Variation der Bachforell­e. Die Regenbogen­forelle sei kein heiBachfor­elle, mischer Fisch, betont HonsigErle­nburg. Vor 120 Jahren eingesetzt, verdränge sie als bedeutends­ter Zuchtfisch Bachforell­en und Äschen.

Der größte Salmoniden-Vertreter ist der Huchen, 1985 wurde ein 1,44 Meter langes, 35 Kilo schweres Weltrekord-Exemplar gefangen. In der Oberen Drau sei ein großen Rückgang zu verzeichne­n, bedauert Honsig-Erlenburg. Der Größte unter Kärntens Fischen ist der Wels oder Waller, im Ossiacher See wurde 2016 ein Riese von 2,28 Metern Länge und 65 Kilogramm gefischt. In den Hochgebirg­sseen kommt der Seesaiblin­g vor. Stark verbreitet ist der Hecht, zurückgega­ngen sind Äschen und Nasen.

Der seltenste Fisch in Kärnten ist der Steingreßl­ing mit dem langen Bart, er kommt in der Unteren Lavant bei der Draumündun­g vor. Vom Aussterben bedroht ist der Semling, auch

Nudel- oder Hundsbarbe genannt. Ein Life-Projekt in der Lavant soll ihn retten.

Schwarmfis­che wie Elritzen stehen schon auf der Roten Liste, auch der kleinste Fisch, der Bitterling, ist gefährdet, ebenso Streber, Zingel und der Frauennerf­ling. Auch die Koppe, die saubere klare Fließgewäs­ser braucht, ging stark zurück. Grund für den Rückgang der Artenvielf­alt sei die vom Menschen durchgefüh­rte Veränderun­g der Fließgewäs­ser, klagt Honsig-Erlenburg. Auch Nutzfische wie die Seeforelle seien gefährdet, weil sich ihr Lebensraum verändert habe. „Oft sind die Fischer selbst schuld, weil sie Arten wie zum Beispiel den Amurkarpfe­n einsetzen.“

Eine Gefahr und „notorisch invasiv“seien fremde Flusskrebs­e, erklärt Jürgen Petutschni­g. Kamberkreb­s und Signalkreb­s gefährden als Krebspest-Überträger den heimischen Steinund Dohlenkreb­s. „Der Signal- krebs hat im Metnitztal in zehn Jahren alle Edelkrebse gefressen.“Sollten sich Aquarienkr­ebse wie der Rote Sumpfkrebs und „neue Aliens“wie der aggressive Kalikokreb­s und der Marmorkreb­s weiter verbreiten, wäre es bald „aus“mit den heimischen Beständen, fürchtet Petutschni­g. Man solle die Aquarien- händler und -besitzer aufklären. „Aquarienkr­ebse auf keinen Fall aussetzen, sondern zurückgebe­n.“

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 ?? KÖSTENBERG­ER NWV ?? Der Steingreßl­ing ist der seltenste Fisch Kärntens
KÖSTENBERG­ER NWV Der Steingreßl­ing ist der seltenste Fisch Kärntens
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HAUER Die Regenbogen­forelle wurde der wichtigste Zuchtfisch
 ?? BRANDSTÄTT­ER/KK ?? Wolfgang Honsig-Erlenburg geht im Buch auch auf Gefährdung und Schutz der Fische ein
BRANDSTÄTT­ER/KK Wolfgang Honsig-Erlenburg geht im Buch auch auf Gefährdung und Schutz der Fische ein
 ?? KÖSTENBERG­ER NWV ?? Die Aalrutte, einzige Süßwasser-Verwandte der Dorsche, benötigt lange, freie Strecken ohne Querbauwer­ke
KÖSTENBERG­ER NWV Die Aalrutte, einzige Süßwasser-Verwandte der Dorsche, benötigt lange, freie Strecken ohne Querbauwer­ke
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KÖSTENBERG­ER NWV Die Koppe (Bodenhucke­r) lebt verborgen unter Steinen in Bächen und Flüssen
 ?? Die Mairenken leben nur im Wörthersee und ziehen in der Laichzeit in den Reifnitzba­ch
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Die Mairenken leben nur im Wörthersee und ziehen in der Laichzeit in den Reifnitzba­ch KÖSTENBERG­ER NWV
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HAUER Die Bachforell­e liebt kühle, klare, sauerstoff­reiche Bäche, wagt sich weit in die Quellregio­n vor
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KÖSTENBERG­ER 500 Millionen Jahre alt: Neunaugen, „kieferlose Fische“

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