„Der 10. Oktober ist der Anlass, nicht das Thema!“
Peter Fritz, Kurator der Landesausstellung 2020, im Gespräch über Begehrlichkeiten, Budgets und den „Blick hinaus“. Erste Ideen präsentierte er den Regierungsparteien.
Wie gut, dass Ausstellungsmacher Peter Fritz auch eine Ausbildung als Mediator hat! „Konfliktbearbeitung interessiert mich“, meint der 40jährige Historiker im Gespräch und erzählt von Konflikten in der Ukraine und in Armenien, mit denen er sich in der Vergangenheit beschäftigt hat. Die Konflikte, die die jüngere Geschichte Kärntens prägen, hat der langjährige Mitarbeiter von Stefan Karner am LudwigBoltzmann-Institut in Graz nicht nur beruflich im Blick. Schon seit seiner Schulzeit in Lienz sind Ortstafelsturm etc. Themen, die ihn aus historischem und psychologischem Blickwinkel interessieren. Und auch als Ausstellungsmacher in Niederösterreich lenkte Fritz bereits den Blick auf den Volksgruppen-Konflikt in seiner Heimat: Bei einer 70er-Jahre-Ausstellung auf der Schallaburg präsentierte er Kärntner Ortstafeln.
Ende 2015 wurde Peter Fritz von Kulturreferent Christian Benger als Kurator für die Landesausstellung 2020 vorgestellt. Mit seinem Team bereiste er im vergangenen Jahr den zweisprachigen Südkärntner Raum, um in Workshops mit Schulen, Betrieben u. Ä. „die Themen zu finden, mit denen sich Kärnten in fünf bis zehn Jahren beschäftigen wird“. Denn getreu dem Motto „100 Jahre in die Vergangenheit – 100 Jahre in die Zukunft“soll die Landesausstellung rund um den 100. Jahrestag der Volksabstimmung vor allem nach vorne gerichtet sein. „Wichtig ist mir, dass wir uns vom 10. Oktober lösen; er ist Anlass, aber nicht Thema“, gibt Fritz die Richtung vor, die er mit einem bunten wissenschaftlichen Team verfolgt. Dieser Tage präsentierte der umtriebige Ausstellungsmacher im Koalitionsausschuss in Klagenfurt seine Ideen. „Jetzt liegen die Inhalte auf dem Tisch und die Regierung muss sagen, wie viel Geld da ist.“Bis Ende März sollte das Budget stehen, damit als nächster Schritt mit den Ausschreibungen begonnen werden kann. Während man in Niederösterreich für Landesausstellungen zwischen 20 und 40 Millionen Euro zur Verfügung hat, wird es im finanzschwachen Kärnten wohl billiger gehen müssen. „Irgendwo zwischen einer und zehn Millionen“wird das Budget liegen, meint Fritz selbstironisch.
Was lässt sich inhaltlich jetzt schon sagen? Aus Kostengründen kann es keinen zentralen Ausstellungsneubau geben, sondern mehrere Präsentationen, die wissenschaftliche Inhalte aus unterschiedlichsten Perspektiven für ein breites Publikum aufbereiten. „Es wird keine Ausstellung über das Thema Volksgruppe, sondern viel weiter angelegt. Als Kernperspektive gilt die Alpen-Adria-Perspektive“, erläutert Fritz, dem der Dialog mit den Nachbarn, der „Blick hinaus“, wichtig ist.
Die Landesausstellung habe ja eigentlich jetzt schon geöffnet – „da machen sich bereits so viele Leute Gedanken, da ist so viel Energie drin!“Energie, die auch in Begehrlichkeiten und Interventionen fließt? „Manche Leute melden sich aus ideologischen Gründen, andere wollen, dass ihre Volksschule neu gestrichen wird“, winkt Konfliktspezialist Fritz ab, der sich gegenüber den politisch Verantwortlichen die Letztentscheidung in strittigen Fragen ausbedungen hatte. Seine Mediatorenausbildung wird der erfahrene Kulturmanager im günstigsten Fall also gar nicht brauchen.