Wie weit darf Satire gehen? Leserinnen und Leser verurteilen die Hetze gegen Melanie Sargnagel, setzen sich aber auch mit deren Werk kritisch auseinander.
Der Vorfall um Stefanie Sargnagel hat einen Bereich der Literatur in die Öffentlichkeit gerückt und zur Diskussion gebracht. Ich finde es notwendig, das Recht auf Meinungsfreiheit zu unterstützen, aber auch Stellung zu beziehen. Es ist gängig, das Werk unabhängig von dem Menschen zu betrachten. Ich denke nicht, dass das möglich ist. Wir sind, was wir tun und was wir sagen. Als Mensch, als Frau, als Humanistin und Buddhistin finde ich es notwendig, die Meinungsfreiheit der Frau Sargnagel zu unterstützen und ihre Art zu schreiben infrage zu stellen. Ich finde es nicht richtig, dass ein Künstler/eine Künstlerin mit Aussagen davonkommt, für die jede andere Person zur Verantwortung gezogen würde. Und es ist für mich wichtig, für gewisse Werte, die mir persönlich wesentlich sind, einzutreten.
Ich bin gegen die Hetze, die sich gegen Frau Sargnagel entfacht hat. Der korrekte Ansatz wäre es gewesen, das Werk infrage zu stellen und eine Diskussion über Wertigkeit, Verantwortung etc. zu beginnen. Ich halte aber auch nichts davon, dass das Leid, der Missbrauch und der Tod von Lebewesen, inklusive Katzen, als Satire herhält und auch als solche angenommen werden. Nichts davon ist lustig. Diese Art des Schreibens wendet sich gegen die Opfer und nicht die Täter. In einer Welt, wo die Realität diese Art von „Satire“bei Weitem übertrifft, kann es nicht genügen, der Seelenlosigkeit und Gewaltbereitschaft mit Herzlosigkeit und Selbstzerfleischung zu begegnen.
Wenn Männer frauenfeindliche, gewalttätige und polemische Literatur von sich geben, sollte man sie zur Verantwortung rufen, besonders dann, wenn sie Schriftsteller sind und eine Verantwortung für das tragen, was sie in die Welt schicken. Derselbe Standard sollte für Frauen gelten.