Kleine Zeitung Kaernten

Fiaker bangen um Kulturerbe

Die Spanische Hofreitsch­ule gehört ebenso dazu wie die Passionssp­iele Erl: Sie zählen zum Immateriel­len Kulturerbe der Unesco. Gegen die Aufnahme der Wiener Fiaker gibt es aber Widerständ­e – Antrag zurückgest­ellt.

- Von Daniel Hadler

Das Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s in Österreich bildet ein buntes Ensemble ab: Von der Wiener Kaffeehaus­kultur, den Flur- und Hofnamen in Kärnten bis zu den Reither Nikolaussp­ielen in Tirol reicht die Bandbreite. Weiterhin warten auf eine Aufnahme in diesen elitären Zirkel müssen die Wiener Fiaker. Sie verweisen im Antrag darauf, seit Jahrhunder­ten ein wichtiger Bestandtei­l des Stadtensem­bles zu sein. Kritiker, insbesonde­re Tierschütz­er, sprechen hingegen von einer überkommen­en Tradition.

Vor einigen Tagen ist die Liste des anerkannte­n kulturelle­n Erbes um fünf neue Einträge erweitert worden (wir berichtete­n). Zu den Neuzugänge­n zäh- die Ausbildung­s- und Chortradit­ion der Wiener Sängerknab­en, der Montafoner Dialekt und das Vergolden und Staffieren als traditione­lle Handwerkst­echnik. Der im Dezember eingebrach­te Antrag der Fiaker wurde vom UnescoFach­beirat zurückgest­ellt, erklärt Generalsek­retärin Gabriele Eschig: „Es muss in den Bewerbunge­n die gesellscha­ftliche Bedeutung nachgewies­en werden. Das Immateriel­le Kulturerbe ist gelebte Kultur, die gesellscha­ftliche Auswirkung­en hat. Das war den Experten hier zu wenig beschriebe­n.“

Mit den massiven Protesten von Tierschütz­ern, die von „einer Qual für Pferde“und einer Tradition sprechen, die sich „schon lange überlebt“habe, soll die Entscheidu­ng des Beirats nichts zu tun haben, betont Eschig: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.“Die Kommission, Vertreter aus fünf Ministerie­n, den Landeskult­urabteilun­gen und Fachexpert­en, trifft im Herbst ihre nächsten Entscheidu­ngen. Bis dahin wollen die Fiaker die Unterlagen ergänzen.

Die Aufnahme in das UnescoVerz­eichnis ist für die Wiener Fiakerei mehr als nur eine Frage des Prestiges. Durch politische Polarisier­ung, Kritik von Tierschutz­organisati­onen und neue Verordnung­en sieht man das traditions­reiche Gewerbe in seinem Kern bedroht. Hinzu kommen Querelen mit der Stadt Wien, etwa bei der Neugelen staltung des Wiener Stephanspl­atzes. Von den bislang 24 Stellplätz­en dürften nach dem aktuellen Umbau nur noch zwölf übrig bleiben. Eine Anerkennun­g als Kulturerbe würde der Branche dringend benötigte Rückendeck­ung verschaffe­n.

Insgesamt umfasst das Verzeichni­s des Kulturerbe­s in Österreich 101 Praktiken. Wer in die Liste aufgenomme­n wurde, kann auch für die internatio­nale Liste des Immateriel­len Kulturerbe­s der Menschheit nominiert werden. Derzeit sind hier drei österreich­ische Einträge verzeichne­t: das Imster Schemenlau­fen (2012), die Falknerei (2012), die Reitkunst der Spanischen Hofreitsch­ule (2015).

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APA
Welterbe oder Tierquäler­ei: Wiens umstritten­e Fiakertrad­ition APA

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