Fiaker bangen um Kulturerbe
Die Spanische Hofreitschule gehört ebenso dazu wie die Passionsspiele Erl: Sie zählen zum Immateriellen Kulturerbe der Unesco. Gegen die Aufnahme der Wiener Fiaker gibt es aber Widerstände – Antrag zurückgestellt.
Das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich bildet ein buntes Ensemble ab: Von der Wiener Kaffeehauskultur, den Flur- und Hofnamen in Kärnten bis zu den Reither Nikolausspielen in Tirol reicht die Bandbreite. Weiterhin warten auf eine Aufnahme in diesen elitären Zirkel müssen die Wiener Fiaker. Sie verweisen im Antrag darauf, seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil des Stadtensembles zu sein. Kritiker, insbesondere Tierschützer, sprechen hingegen von einer überkommenen Tradition.
Vor einigen Tagen ist die Liste des anerkannten kulturellen Erbes um fünf neue Einträge erweitert worden (wir berichteten). Zu den Neuzugängen zäh- die Ausbildungs- und Chortradition der Wiener Sängerknaben, der Montafoner Dialekt und das Vergolden und Staffieren als traditionelle Handwerkstechnik. Der im Dezember eingebrachte Antrag der Fiaker wurde vom UnescoFachbeirat zurückgestellt, erklärt Generalsekretärin Gabriele Eschig: „Es muss in den Bewerbungen die gesellschaftliche Bedeutung nachgewiesen werden. Das Immaterielle Kulturerbe ist gelebte Kultur, die gesellschaftliche Auswirkungen hat. Das war den Experten hier zu wenig beschrieben.“
Mit den massiven Protesten von Tierschützern, die von „einer Qual für Pferde“und einer Tradition sprechen, die sich „schon lange überlebt“habe, soll die Entscheidung des Beirats nichts zu tun haben, betont Eschig: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.“Die Kommission, Vertreter aus fünf Ministerien, den Landeskulturabteilungen und Fachexperten, trifft im Herbst ihre nächsten Entscheidungen. Bis dahin wollen die Fiaker die Unterlagen ergänzen.
Die Aufnahme in das UnescoVerzeichnis ist für die Wiener Fiakerei mehr als nur eine Frage des Prestiges. Durch politische Polarisierung, Kritik von Tierschutzorganisationen und neue Verordnungen sieht man das traditionsreiche Gewerbe in seinem Kern bedroht. Hinzu kommen Querelen mit der Stadt Wien, etwa bei der Neugelen staltung des Wiener Stephansplatzes. Von den bislang 24 Stellplätzen dürften nach dem aktuellen Umbau nur noch zwölf übrig bleiben. Eine Anerkennung als Kulturerbe würde der Branche dringend benötigte Rückendeckung verschaffen.
Insgesamt umfasst das Verzeichnis des Kulturerbes in Österreich 101 Praktiken. Wer in die Liste aufgenommen wurde, kann auch für die internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit nominiert werden. Derzeit sind hier drei österreichische Einträge verzeichnet: das Imster Schemenlaufen (2012), die Falknerei (2012), die Reitkunst der Spanischen Hofreitschule (2015).