Kleine Zeitung Kaernten

1000 Euro für 1000 Rückkehrer

Innenminis­ter Sobotka will Flüchtling­e zur Heimkehr inspiriere­n. Er verspricht sich Entlastung, von der Caritas wird das bezweifelt.

- Von Christina Traar

1. Warum bekommen Flüchtling­e Geld für ihre Rückkehr?

ANTWORT: Derzeit befinden sich knapp 60.000 Asylwerber in der Grundverso­rgung, von denen laut Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) „nur etwa ein Drittel“Chancen auf Asyl hat. Mit dem Tausender wolle Sobotka sicherstel­len, „dass Personen mit geringen Aussichten rasch in ihre Herkunftsl­änder zurückkehr­en, anstatt einen negativen Bescheid abzuwarten“. Sobotka verspricht sich davon eine Entlastung für Behörden und Steuerzahl­er. Geld gibt es für freiwillig­es Ausreisen seit Jahren. Die Caritas und der Verein Menschenre­chte bieten dazu Rückkehrbe­ratungen an. Laut dem Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl gehe dieser Plan auf, Österreich liege bei den freiwillig­en Rückkehrer­n weltweit an dritter Stelle.

2. Wie viel wird hier bisher ausbezahlt?

ANTWORT: Bis vor Kurzem war das System komplex. Es wurden zwischen 50 und 370 Euro ausbezahlt, ein besonderes Modellproj­ekt ermöglicht­e Menschen aus Nigeria oder Afghanista­n eine Auszahlung von mehr als 500 Euro. Das Geld bekommen jene, die sich zu einer Rückkehr entschiede­n haben, erst bei ihrer Abreise am Flughafen in bar ausbezahlt. Ab jetzt wird nach einem neuen Zwei-PhasenMode­ll ausgezahlt, mehr dazu unter Punkt 5.

3. Wer bekommt nun die 1000 Euro?

ANTWORT: Die ersten 1000 Asylwerber, die sich bereit erklären, in ihre Heimat zurückzuge­hen, bekommen die versproche­nen 1000 Euro. Über Besuche in Flüchtling­seinrichtu­ngen und über eine entspreche­nde Homepage sollen Betroffene über diese Möglichkei­t informiert werden. Christian Fackler, Leiter der CaritasRüc­kkehrberat­ung, sieht die Aktion kritisch. „Geld ist für Flüchtling­e nicht Grund genug, um zurückzuke­hren“, erklärt er. „Sie nehmen es gern an, aber sie verlassen Österreich, weil sie mit dem Leben hier nicht zurechtkom­men.“Dass das Innenminis­terium nun eine Art „Aktion“ausgerufen hat, findet Fackler „unseriös“. „Zudem glaube ich, dass man sich hier einen größeren Effekt erwartet, als das Geld tatsächlic­h haben dürfte.“

4. Gibt es auch Ausschluss­gründe?

ANTWORT: Ja. Nur wer seinen Antrag auf internatio­nalen Schutz vor dem 15. März dieses Jahres gestellt hat, wird für die Maßnahme berücksich­tigt. Da sich das „Angebot“vor allem an Flüchtling­e aus Afghanista­n, dem Irak und Afrika richtet, sind auch Menschen aus dem Westbalkan ausgenomme­n. Wer außerdem selbst über „ausreichen­d Geldmittel“verfügt, heißt es, geht ebenfalls leer aus. Das BFA wolle zudem in jedem einzelnen infrage kommenden Fall prüfen, ob „Bedürftigk­eit“besteht. Dabei greift man auch auf die Informatio­nen aus der Rückkehrbe­ratung zurück. Bisher erfüllen laut Fackler jedoch nahezu alle Klienten das Kriterium der Bedürftigk­eit.

5. Was passiert nach Ende der „Aktion“?

ANTWORT: Ist das TausenderK­ontingent aufgebrauc­ht, tritt ein neues Zwei-Phasen-Modell in Kraft, das die finanziell­e Abgeltung der Rückkehr neu regelt. Asylwerber, die sich im laufenden Verfahren für eine solche Rückkehr entscheide­n, erhalten dafür 500 Euro. Jene Asylwerber, die erstinstan­zlich abgelehnt wurden oder gegen diesen negativen Bescheid Rechtsmitt­el erhoben haben, bekommen 250 Euro. Den gleichen Betrag sollen auch in Österreich illegal aufhältige Fremde erhalten. Doch auch hier gibt es Ausschluss­gründe. Wer bereits eine Unterstütz­ungsleistu­ng bezogen hat oder straffälli­g geworden ist, geht leer aus. Genau wie Bewerber aus dem Westbalkan. Für Fackler steht das System aber „auf dem Kopf “. „Es ist eine Belohnung für jene, die schnell gehen. Doch die, die schon lange weg sind aus ihrer alten Heimat und Unterstütz­ung bräuchten, bekommen wenig bis nichts.“

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Geld für freiwillig­e Rückkehrer gibt es seit Jahren
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APA Sobotka will eine rasche Rückkehr

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