Kleine Zeitung Kaernten

Gemälde aus Kirche in Bad St. Leonhard, die 1986 gestohlen wurden, sind jetzt in Italien beschlagna­hmt worden.

- Von Peter Kimeswenge­r 1991 tauchten erstmals

Der Kreis privater Sammler sakraler Kunst ist klein, die Nachfrage groß, die Preise hoch. Entspreche­nd schwierig und langwierig gestalten sich polizeilic­he Ermittlung­en, wenn es um die Klärung von Diebstähle­n und die Wiederbesc­haffung von Beute geht. Die Jahre 1985 und 1986 sind in Sachen Kunstdiebs­tahl aus Kirchen als „Rekordzeit­räume“in die Kriminalge­schichte eingegange­n.

In der Nacht auf den 10. April 1986 schlugen Einbrecher in der Pfarrkirch­e Bad St. Leonhard zu. Sie sägten ein Eisengitte­r durch, erweiterte­n die Öffnung mit einem Wagenheber und stiegen dann durch eine schmale Öffnung in die Kirche ein. Die Diebe erbeuteten Votivbilde­r aus dem 14. bis 17. Jahrhunder­t. Zudem rissen sie zwei Flügel des „Anna-Altares“aus dem Jahr 1593 aus der Verankerun­g – die Beute war damals Millionen (Schilling) wert.

Franz Wiener und Manfred Schoi von der Diebstahls­gruppe der damaligen Gendarmeri­eKriminala­bteilung waren am Tatort. „Es gab Hinweise auf einen weißen Kastenwage­n mit italienisc­hem Kennzeiche­n der Stadt Ravenna“, erinnert sich Schoi, heute Leiter der Gruppe „Einbruch/Diebstahl“im Landeskrim­inalamt. Für Franz Wiener, den bereits verstorben­en Experten für sakrale Kunst, wurde die Ermittlung­sarbeit zum Lebenswerk.

Teile der Beute im Raum Mailand auf. 2010 holten die Kriminalis­ten Horst Juritsch und Peter Biedermann weitere Beutestück­e

zurück nach Kärnten. Jetzt sind in Ferrara acht Votivbilde­r aufgetauch­t, darunter auch Gemälde, die 1986 aus einer Kirche in Hallstatt gestohlen wurden. Sie befanden sich in der Hand privater Sammler und werden ab heute im Palazzo Reale in Mailand im Rahmen der Ausstellun­g „Heilige Italiens“gezeigt. Danach kommen die Bilder zurück nach Österreich.

Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Ferrara konzentrie­rten sich auf den illegalen Kunstmarkt. Zwei Händler wurden wegen Hehlerei angezeigt. Sie waren dabei, die Werke im Ausland zu verkaufen.

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HOLLAUF Pfarrer Walter Oberguggen­berger vor dem Altar der Pfarrkirch­e Bad St. Leonhard, zu dem die Votivbilde­r gehören
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Bericht der Kleinen Zeitung vom 12. April 1986: Die ersten Vermutunge­n der Kriminalis­ten erwiesen sich als goldrichti­g

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