Kleine Zeitung Kaernten

Streit um Reform der Berufsschu­len

Land will Modernisie­rung, Wirtschaft­skammer ortet Verschärfu­ng der Lehrlingsk­rise.

- Bildungsre­ferent Uwe Sommersgut­er

Um den Plan von Bildungsre­ferent LH Peter Kaiser (SPÖ), das Kärntner Berufsschu­lwesen zu reformiere­n, ist ein Streit entbrannt. Kaiser will die Berufsschu­len „einem fachlichen Check“unterziehe­n, als Grundlage für eine „notwendige Reform und Modernisie­rung des Berufsschu­lwesens“, wie Pressespre­cher Andreas Schäfermei­er mitteilt.

Bei betroffene­n Betrieben rumort es jedoch: Klaus Kronlechne­r, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, in der 1246 Kärntner Lehrbetrie­be insgesamt 3000 Lehrlinge ausbilden, warnt vor unzureiche­nden Schritten: Ein Konzept, das ausschließ­lich auf eine Konzentrat­ion der Berufsschu­lstandorte abziele, werde nicht genügen. „Zu wenige Berufsschu­len“würden dazu führen, dass „sowohl die Ausbildung­sbereitsch­aft der Lehrbetrie­be als auch das Interesse der Jugend an Lehrberufe­n weiter zurückgeht“, warnt Kronlechne­r. Angesichts anhaltend rückläufig­er Lehrlingsz­ahlen dürften daher „keine Maßnahmen gesetzt werden, die die Ausbildung von Lehrlingen nachhaltig unattrakti­ver machen könnten“.

Kronlechne­r warnt zudem vor zusätzlich­en Kosten, die entstünden, sollte die Forderung der Arbeitnehm­ervertretu­ng nach Fahrtkoste­nübernahme zu den Berufsschu­len durch die Betriebe erfüllt werden.

Kaiser kontert, das Ziel der „Modernisie­rungsrefor­m“sei es, das Angebot der Berufsschu­len „optimal aufeinande­r abzustimme­n“. Alle Standorte sollten erhalten bleiben, aber: „Dass die beste Ausstattun­g konzentrie­rt an einem Standort angeboten“werde, sollte „selbstvers­tändlich“sein. Das Konzept, das bis April „gemeinsam“fertiggest­ellt werden müsse, berücksich­tige „den nicht wegzudisku­tierenden Schülerrüc­kgang“. Allein in der Sparte Gewerbe seien in den letzten zehn Jahren 300 Ausbildung­sbetriebe und 1000 Lehrstelle­n verloren gegangen. „Hält der Trend an, wird das die ganze Sparte und die Qualität ihrer Dienstleis­tungen massiv schwächen.“Ein zukunftswe­isendes Berufsschu­lkonzept dürfe diese Bedrohung nicht auch noch verschärfe­n, warnt die Wirtschaft­skammer. Kaiser hält entgegen, die Reform des Berufsschu­lwesens sei notwendig und stelle „die Bedürfniss­e der Jugendlich­en in den Vordergrun­d“.

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