„Die EU wird nach dem Brexit auf Dauer geschwächt sein“
Während ein Leser den Austritt Großbritanniens zutiefst bedauert, beneidet ein anderer die Briten um ihre baldige Unabhängigkeit.
Interview „Menschen sind keine Verhandlungsmasse“, 21. 3.
Ich habe mich zeit meines Lebens als Anglophiler angesehen; deshalb schmerzt mich der Brexit. Die diplomatischen Aussagen des britischen Botschafters in der Kleinen Zeitung vom Dienstag sind verharmlosend.
Die banale Wahrheit ist: Es gibt keine „Win-win“-, sondern nur eine „Lose-less-lose“-Situation. Wenn Europa zerbricht, worauf ja Le Pen und ihre Genossen in anderen Ländern hinarbeiten, dann werden die europäischen Einzelstaaten an Wohlstand und Einfluss verlieren. Sie werden zunehmend zum Objekt der Machtpolitik der drei Supermächte werden, auch Großbritannien trotz seiner Sonderbeziehungen zu den USA.
Andererseits gilt leider auch: Gelingt es den verantwortlichen Politikern in Brüssel und den europäischen Hauptstädten die Union zu bewahren – ja, man muss sagen, zu retten –, dann wird sie auf Dauer durch die Selbstamputation Englands deutlich geschwächt sein.
In einem hat der Botschafter recht: Es nützt weder Europa noch Großbritannien, sich wechselseitig schaden zu wollen. Aber: Seit dem Brexit-Votum der Engländer im engeren Sinne (die Schotten und Nordiren haben ja dagegengestimmt) muss Rest-Europa seine eigenen Interessen definieren und konsequent vertreten, auch gegen Großbritannien. 2017 wird nach Trump und Brexit zum gefährlichsten Jahr der europäischen Geschichte nach 1989. Nach den Wahlen in Frankreich und Deutschland wird man klarer sehen.
Die Engländer würden da sagen: „hope against hope – Hoffnung gegen Hoffnung“.
Dr. Helmut Sihler, Pörtschach
Beneidenswerte Briten
Die EU in ihrer jetzigen Form ist dem Untergang geweiht. Also nichts wie runter von der Titanic. Die Briten kann man nur beneiden. Sie holen sich die Kontrolle über ihr Land wieder zurück. Währenddessen dürfen wir weiter zahlen, aber was in unserem Land passiert, darüber entscheidet Brüssel.
Hoffentlich nicht mehr lange.
Ernst Pitlik, Wien
Wunschzettel
„Soll Mathematik bei der Matura ein Wahlfach sein?“, 19. 3. Eine Doppelseite zum Thema in der Kleinen Zeitung ist bemerkenswert. Bemerkenswert ist auch die Übereinstimmung von Julian Schmid und Rudolf Taschner in ihren Schlusssätzen: „Besserer Mathematik-Unterricht in den zwölf Schuljahren davor …“und „Hier sollen fachlich exzellente und pädagogisch einfühlsame Lehrer individuell beurteilen. Und es stimmt: Beim Lehramt gilt es nachzubessern“.
Herr Schmid scheint den Mathematik-Unterricht offensichtlich nicht in besonders guter Erinnerung zu haben und Herr Taschner kämpft seit vielen Jahren um die Mathematik in den Schulen und beiden ist gemeinsam, dass sie am liebsten einen Wunschzettel an den Osterhasen schreiben würden. Besserer Unterricht durch eine bessere Lehrerausbildung ist hier der gemeinsame Nenner.
Aber es ist zu befürchten, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen wird. Was seit vielen Jahren fehlt, ist eine Lehrerausbildung, die bereits in der Auszumindest bildung das didaktisch methodische Rüstzeug als Handwerkszeug für den Unterricht liefert. Dies in Verbindung mit einer Mathematik-Ausbildung, die fern einer Technologiegläubigkeit, die Elementarmathematik von einem höheren Standpunkt aus unter dem Aspekt einer methodisch-didaktischen Aufarbeitung bietet.
Das wäre mein Wunsch an den Osterhasen und das Christkind, damit ich als Vater nicht darum kämpfen muss, dass abseits des Rechnens – das man mit vielen schönen Dimensionsund Kompetenzfloskeln verschleiert –, des Ankreuzens von Bifie-Formaten und des Drillens von Formeln auch Mathematik in seiner Vielfalt und Schönheit im Unterricht zum Tragen kommt.
Herwig Wiltsche, Prof.,
Ebenthal
Frühere Spezialisierung
Es stellt sich mir schon die Frage, warum Schüler bis zur 12. Klasse alle Maturafächer gleich gut beherrschen sollten, um sich unmittelbar danach auf ein oder zwei Studienfächer zu beschränken. Hier werden bereits in der Schulzeit enorme Res-
2017 wird nach Trump und Brexit zum gefährlichsten Jahr der europäischen Geschichte nach 1989. Dr. Horst Dihler, Pörtschach