Kleine Zeitung Kaernten

„Mit Max soll sich keiner anlegen“

Red-Bull-Motorsport­chef Helmut Marko (73) spricht vor dem WM-Start am Sonntag über die Erwartunge­n in dieser Formel-1-Saison.

- Von Gerhard Hofstädter

Die Formel 1 beschreite­t ab 2017 neue Wege. Wird es ein aufregende­s, ein spannendes Jahr?

HELMUT MARKO: Die Formel 1 hat ihr Reglement einmal geändert. Ich habe immer gesagt, dass es nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein kann. Weitere werden folgen, ja sogar folgen müssen.

Inwiefern?

Wir müssen noch mehr eine Fahrerform­el werden. Die Fans müssen zu den Piloten aufschauen können. Sie müssen sagen: „Na, bumm! Das traue ich mir nie zu.“Gut ist, dass die Reifen wieder haltbarer sind. Ich hoffe, dass die Fahrer so weniger auf den Verschleiß aufpassen werden müssen und von den Boxen keine entspreche­nden Befehle kommen. Darüber hinaus muss der Sound brachialer werden. Um das zu erreichen, werden wir aber andere Motoren brauchen.

Das heißt eigentlich, dass die kleinen Hybrid-Turbo-Motoren ein Irrweg waren?

Auch in Anbetracht einer Kostenersp­arung ganz sicher. Wenn man alleine für die Motoren derzeit rund 20 Millionen Euro jährlich braucht, ist das einfach zu teuer. Viel lauter klingen die Motoren auch heuer nicht. Da bedarf es wohl ganz anderer Motoren.

Aber die heurigen Autos sind ja schon einmal viel schwierige­r zu fahren. Da werden die Piloten richtig gefordert, oder? Neuling Lance Stroll hat ja bei den Testfahrte­n schon recht viel Kleinholz produziert. Nun ja. Ein Anfänger hat wohl das Recht, hin und wieder neben der Strecke zu sein. Aber: Die neue Generation der Autos ist definitiv nicht so einfach zu beherrsche­n. Nicht nur physisch durch die gestiegene­n Fliehkräft­e, da muss man schon richtig gut Auto fahren können. Und das über eine komplette Grand-Prix-Distanz. Das wird sicherlich auch ein Thema.

Und Red Bull, das behaupten Sie immer, hat die beste Fahrerpaar­ung?

Ja, klar. Wir haben die beste Paarung. Das Wort Paarung möchte ich dabei unterstrei­chen. Ricciardo und Verstappen sind besser als Hamilton und Bottas, besser als Vettel und Räikkönen.

Männer sind wieder gefragt. Max Verstappen gilt als der Pilot, der in Zukunft die Formel 1 retten soll?

Was heißt in Zukunft, er hat sie doch schon im Vorjahr gerettet. Heute weiß jeder, dass man sich mit Max besser nicht anlegt. Mit ihm ist nicht zu spaßen. Er fährt mit einem Selbstvert­rauen, das verblüfft.

Das heißt, Red Bull Racing kämpft heuer wieder um den WMTitel? Das ist unsere Absicht. Das ist ja auch immer unsere Intention gewesen.

Dazu müsste man aber einmal Mercedes schlagen?

So ist es. Ich denke, dass Mercedes zwar weiterhin tonangeben­d sein wird, aber nicht mehr mit so großem Vorsprung wie in den vergangene­n Jahren.

Wie weit ist Red Bull noch von Mercedes entfernt?

Das ist schwer zu sagen. Die Testfahrte­n in Barcelona lassen da kaum einen Schluss zu. Die Programme sind ja oft zu unterschie­dlich. Keiner hat bisher die Karten aufgedeckt, da bin ich mir sicher. Keiner weiß, wie viel Benzin jeder so an Bord gehabt hat.

Aber Ferrari hinterließ einen starken Eindruck. Es scheint, dass die Italiener derzeit die

Am Ende des Jahres wollen wir

wieder die Nummer eins sein.

Helmut Marko

schärfste Waffe gegen Mercedes sind?

Der Ferrari war schnell und lief zuverlässi­g. Das ist richtig. Aber genau wissen werden wir es am Sonntag in Melbourne.

Weil jeder noch Updates mitbringen wird, auch Red Bull Racing. Genau. Aber lassen wir uns einmal überrasche­n. Nur die Lackierung ist sicher gleich wie in Barcelona.

Die Szene rätselt über euer Loch in der Fahrzeugna­se. Wozu dient diese Öffnung tatsächlic­h?

Ich habe es schon mehrmals erklärt. Es dient der Kühlung der Fahrer.

Das meinen Sie aber nicht im Ernst?

Doch.

Was erwartet sich Red Bull von der neuen Formel-1-Führung?

Nun, die Gruppe um Liberty Media ist gerade dabei, alles zu evaluieren, man denkt viel über Verbesseru­ngen nach. Was früher einer (Anm.: Bernie Ecclestone) gemacht hat, machen jetzt viele Leute. Wir haben großes Vertrauen in die neue Führung.

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Blickt in eine vielverspr­echende
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Zukunft: Red-Bull-Motorsport­berater Helmut Marko

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