Kleine Zeitung Kaernten

Die rote Rebellion wird aufgeschob­en

Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl hat den Erbfolgekr­ieg vor der heute beginnende­n SPÖ-Klubklausu­r entschärft – vorerst.

- KK

Das „Colosseum XXI“wird seinem Namen in den nächsten zwei Tagen alle Ehre machen: Denn in der Veranstalt­ungshalle im 21. Wiener Bezirk Floridsdor­f trifft sich die Wiener SPÖ, um dort ihre zweitägige Klubtagung abzuhalten. Und dort, erklärt ein Wiener SPÖ-Politiker hinter vorgehalte­ner Hand, „werden wohl ordentlich die Fetzen fliegen“. Gesprochen soll vor allem über die Themen Asyl, Sicherheit und Bildung werden, heißt es. Und vor allem das Sicherheit­sthema hat es in sich – denn die Gräben zwischen dem linken Parteiflüg­el und den „Realos“aus den Flächenbez­irken sind längst nicht zugeschütt­et. Während die Verbündete­n des Parteichef­s und Bürgermeis­ters Michael Häupl betonen, die Stimmung in der Partei werde langsam wieder besser, klingt das aus dem Lager des Herausford­erers – Stadtrat Michael Ludwig – schon ganz anders: „Teile der Partei agieren völlig abgehoben, unsere Wiener SPÖ ist schwach wie nie zuvor.“Und das sei im Hinblick auf eine Nationalra­tswahl – wann auch immer sie stattfinde­n wird – „alles andere als gut“.

Dennoch scheint eine baldige Rochade am Schreibtis­ch des Bürgermeis­ters momentan sehr unrealisti­sch. Das wahrschein­lichste Szenario ist laut einem gut vernetzten SPÖ-Politiker: Häupl bleibt im Amt, schlägt die Nationalra­tswahl für Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern und dankt dann „leise“ab. Ein anderer, aber weniger wahrschein­licher Ablauf wäre laut einem SPÖ-Kenner die Trennung von Bürgermeis­teramt und Parteiführ­ung. Sprich: Häupl bliebe bis nach der Nationalra­tswahl Bürgermeis­ter, am Parteitag Ende April würde jedoch ein neuer Wiener SPÖ-Chef gewählt werden. Das will das Ludwig-Lager dem Bürgermeis­ter nun anbieten, heißt es. Fix scheint nur eines: Bei der heute startenden Klausur, so heißt es aus de facto allen Parteiecke­n, „wird personell noch nix passieren“.

Ähnlich sicher sind sich die meisten Wiener Roten, was die Häupl-Nachfolge betrifft: An Ludwig führe kein Weg vorbei, sagt etwa ein SPÖ-Mann der Bundespart­ei. Zwar kursieren auch immer wieder die Namen von SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, Umweltstad­trätin Ulli Sima und Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures, doch diese dürften derzeit eher in der Außenseite­rrolle sein.

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