Einen Richter packt man nicht beim „Krawattl“
58-Jähriger schlug einem Gerichtssachverständigen im Klinikum Klagenfurt ins Gesicht und drohte dem Richter.
ünf Monate bedingt“verhängt Richter Gerhard Leitgeb. „Ja, danke“, sagt der Angeklagte, „ich bin einverstanden.“
Was der baumlange, kräftige 58-Jährige getan hat, ist ihm selbst zutiefst unangenehm: Am 30. September hat er bei einem Ortsaugenschein am Klinikum Klagenfurt einem Gerichtssachverständigen zwei Faustschläge versetzt und einen Richter mit den Worten „Und der do ...!“am Krawattl gepackt.
Der Angeklagte ist ein Selfmademan. Aus bescheidenen Verhältnissen kommend und mit Pflichtschulabschluss baute er ein Unternehmen mit 200 Mitarbeitern auf. Dann die Katastrophe: Motorradunfall und Einlieferung mit Kopfverletzungen ins Klinikum. Als er schon auf dem Weg der Besserung war, kippte er mit dem Rollstuhl vornüber und knallte mit dem Kopf auf den Boden auf. Er musste neu sprechen lernen, es folgten Insolvenz, Schulden und Rechtsstreit. ie Gerichtskommission – fünf Mann hoch – kam an diesem Tag am engen Gang langsam auf ihn zu – 40 Meter, 30, 20 ... „Ich hatte zuvor die Gutachten gelesen“, sagt er. Er ärgerte sich, war im Stress, fühlte sich bedrängt, bedroht, er sah keinen Ausweg. „Ich habe überreagiert.“
„Wenn ich geahnt hätte, dass ihn das emotional so belastet“, sagt sein Verteidiger und Sachnur walter, „dann hätten wir die Situation vermieden.“– „Wenn ich hätte fliehen können, wäre ich weggegangen“, schwört der Angeklagte. Vom bedrohten Richter, der versichert, er habe sich gar nicht bedroht gefühlt, ließ er freiwillig ab. Dann rief er sogar selbst die Polizei. Dem Sachverständigen überreicht der Verteidiger 1000 Euro. in Angriff auf einen Sachverständigen in Vollziehung seiner Aufgaben „kostet“bis zu drei Jahre Haft. Mit dem Urteil vermeidet das Gericht seinerseits eine Überreaktion.