Kleine Zeitung Kaernten

Einen Richter packt man nicht beim „Krawattl“

58-Jähriger schlug einem Gerichtssa­chverständ­igen im Klinikum Klagenfurt ins Gesicht und drohte dem Richter.

- Von Alfred Lobnik alfred.lobnik@kleinezeit­ung.at

ünf Monate bedingt“verhängt Richter Gerhard Leitgeb. „Ja, danke“, sagt der Angeklagte, „ich bin einverstan­den.“

Was der baumlange, kräftige 58-Jährige getan hat, ist ihm selbst zutiefst unangenehm: Am 30. September hat er bei einem Ortsaugens­chein am Klinikum Klagenfurt einem Gerichtssa­chverständ­igen zwei Faustschlä­ge versetzt und einen Richter mit den Worten „Und der do ...!“am Krawattl gepackt.

Der Angeklagte ist ein Selfmadema­n. Aus bescheiden­en Verhältnis­sen kommend und mit Pflichtsch­ulabschlus­s baute er ein Unternehme­n mit 200 Mitarbeite­rn auf. Dann die Katastroph­e: Motorradun­fall und Einlieferu­ng mit Kopfverlet­zungen ins Klinikum. Als er schon auf dem Weg der Besserung war, kippte er mit dem Rollstuhl vornüber und knallte mit dem Kopf auf den Boden auf. Er musste neu sprechen lernen, es folgten Insolvenz, Schulden und Rechtsstre­it. ie Gerichtsko­mmission – fünf Mann hoch – kam an diesem Tag am engen Gang langsam auf ihn zu – 40 Meter, 30, 20 ... „Ich hatte zuvor die Gutachten gelesen“, sagt er. Er ärgerte sich, war im Stress, fühlte sich bedrängt, bedroht, er sah keinen Ausweg. „Ich habe überreagie­rt.“

„Wenn ich geahnt hätte, dass ihn das emotional so belastet“, sagt sein Verteidige­r und Sachnur walter, „dann hätten wir die Situation vermieden.“– „Wenn ich hätte fliehen können, wäre ich weggegange­n“, schwört der Angeklagte. Vom bedrohten Richter, der versichert, er habe sich gar nicht bedroht gefühlt, ließ er freiwillig ab. Dann rief er sogar selbst die Polizei. Dem Sachverstä­ndigen überreicht der Verteidige­r 1000 Euro. in Angriff auf einen Sachverstä­ndigen in Vollziehun­g seiner Aufgaben „kostet“bis zu drei Jahre Haft. Mit dem Urteil vermeidet das Gericht seinerseit­s eine Überreakti­on.

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