Michael Ottmann hat ein bisher unbekanntes Mineral entdeckt.
Michael Ottmann (46) aus Radenthein hat im Nationalpark Hohe Tauern ein bisher unbekanntes Mineral entdeckt.
D ie Hohen Tauern sind sein Revier. Wann immer Michael Ottmann Zeit hat, jagt er im Nationalpark nach Steinen. „Als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Projekts, bei dem es um Mineralvorkommen in dem Gebiet geht, darf er das. Sogar in der Kernzone“, erklärt der Projektleiter Franz Walter, Erdwissenschafter der Uni Graz und Leiter der Fachgruppe Mineralogie und Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten. Michael Ottmann sei „ortskundig und mineralogisch geschult“.
Entdeckt er auffällige Mineralien, so nimmt sie der 47-Jährige zur Bestimmung mit. Das tat er auch mit nur wenige Millimeter großen, zu kugeligen Aggregaten verwachsenen rötlichbraunen Kristallen, die er im Fleißtal fand. „Das Mineral hat schon am Berg besonders ausgeschaut“, sagt er. Wie besonders es ist, hat jetzt die International Mineralogical Asssociation IMA bestätigt.
„Der Fleisstalit“– so nannten ihn die Wissenschafter – „ist eine weltweit neue Mineralart“, erklärt Franz Walter, „im Bereich der Hohen Tauern ist es überhaupt das erste Mal, dass ein unbekanntes Mineral entdeckt wurde.“
Michael Ottmann macht sein Fund steinreich. Geld bringt er nicht. Aber: „Wenn die Reichen wüssten, wie schön es ist, Mineralien zu suchen ...“, sagt der Oberkärntner Gärtnermeister. „Seit 25 Jahren leite ich die Gärtnerei der Stadtgemeinde Radenthein“, erzählt er.
Das Interesse für Mineralien sei ihm „in die Wiege gelegt“worden. „Mein Vater war im Bergbau. Er hat öfter Steine mit nach Hause gebracht. Damit hat alles angefangen.“Michael Ottmann fand mit Herbert Forstnig seinen „Lehrmeister.“ In seinem Haus hat er längst ein „ein kleines, privates Mineralienmuseum“eingerichtet. Und er hat sich ein Stereomikroskop gekauft, weil es „so tolle Kleinmaterialien“gibt. „5000 bis 6000 Euro“zahlte er für den „Jugendtraum“.
„1991 bin ich beim Mineraliensuchen fast gestorben. Durch Steinschlag. Eine Hand war abgerissen.“Primarius Gerhard Pfandlsteiner und sein Chirurgen-Team konnten sie retten. Und Michael Ottmann blieb den Tauern treu.
Den Fleisstalit hat der Kärntner „schon vor vier Jahren“gefunden. „Zwei Jahre lag er in einer Schublade“, erzählt er. Da hatte er das Mikroskop noch nicht. Doch auch mit Gerät stand er vor einem Rätsel. Franz Walter von der Uni und Hans-Peter Bojar vom Joanneum Graz analysierten das Gestein noch vor der IMA.
Wissenschaftliche Publikationen über den Fleisstalit sind in Arbeit. Michael Ottmann sucht indes nach neuen Steinen. Oder er bepflanzt Radenthein, fährt mit seiner Harley – oder kocht für seine Frau.