Kleine Zeitung Kaernten

Bundesheer operiert im Mittelmeer

Seit Anfang März sind ein Dutzend Soldaten des Jagdkomman­dos im Kampf gegen Schlepper aus Libyen im Mittelmeer aktiv.

- Von Michael Jungwirth

Im September fasste die Bundesregi­erung die Grundsatze­ntscheidun­g, nun ist es so weit: Rund 15 Soldaten des Jagdkomman­dos wurden nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung Anfang März auf ein Schiff der deutschen Marine („Tender Main“) verlegt, um im Zuge der EU-Operation Sophia gegen Schlepper, aber auch Waffenschm­uggler aus Libyen vorzugehen.

Von Schlauchbo­oten oder von Hubschraub­ern aus werden Schiffe geentert und kontrollie­rt. Im Verteidigu­ngsministe­rium heißt es dazu, dass der Schutz der EU-Außengrenz­e einen neuen Schwerpunk­t bei den internatio­nalen Einsätzen des Bundesheer­es darstellt. Die Koalition ist grundsätzl­ich bereit, noch mehr Soldaten zum Schutz der Außengrenz­e ans Mittelmeer zu entsenden.

Bisher wurden laut Ministeriu­m im Zuge der gesamten Operation Sophia 103 Schmuggler festgenomm­en und 396 Boote zerstört. Zudem half die EUMission anderen Akteuren bei der Zerstörung von weiteren 211 Schlepperb­ooten. 20 Staaten sind an der Operation beteiligt. Seit Längerem sind bereits sechs Angehörige des Bundesheer­es im Hauptquart­ier in Rom sowie zwei am italienisc­hen Flugzeugtr­äger Garibaldi in die Mission eingebunde­n.

Dass dadurch die Überfahrt von Flüchtling­en über das Mittelmeer nur marginal gebremst wird, ist den Beteiligte­n klar. Auch die EU-Regierungs­chefs, die EU-Außenminis­ter, die EUInnenmin­ister, haben – abgesehen von Absichtser­klärungen – bisher noch kein taugliches Rezept gefunden, um die Schubumkeh­r einzuschal­ten. In Italien trafen seit 2014 mehr als 500.000 Flüchtling­e ein. In der letzten Woche wurden mehr als 6000 Menschen aufgegriff­en. Seit Jahresbegi­nn gelangten auf diese Weise bereits mehr als 22.000 Menschen nach Italien.

Was das Problem ist? Solange EU nicht in den libyschen Küstengewä­ssern oder auf libyschem Boden operieren darf, sind keine effiziente­n Maßnahmen möglich. „Wir können weder das Ablegen der Schlauchbo­ote stoppen, noch können wir sie zurückschl­eppen“, so ein Insider. Woran es hakt? Zum einen blockiert Moskau ein UN-Mandat, zum einen fehlen die Ansprechpa­rtner in Libyen, das von Milizen kontrollie­rt wird.

Bei ihrer heutigen Sitzung wollen die EU-Innenminis­ter einen neuen Versuch starten, wobei man nach Informatio­nen der „Welt am Sonntag“den Schwerpunk­t an Libyens Südgrenze setzt, kommen doch die Flüchtdie

linge aus dem Sudan, Tschad, Niger ins Land. Geprüft wird, unter welchen Bedingunge­n eine EU-Polizeimis­sion entsendet werden könnte. Die EU will auch technische Hilfen wie Drohnen, Hubschraub­er, Satelliten­telefone anbieten. Dem Vernehmen nach könnte sich auch Österreich mit Drohen daran beteiligen.

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Übung auf der Donau: Das Jagdkomman­do entert von der Luft und von Schnellboo­ten aus ein Schiff
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