Kleine Zeitung Kaernten

Flüchtling­e: Nein zur Umverteilu­ng

Überrasche­nde Kehrtwende: SPÖ und ÖVP wollen den EU-Plan zur Umverteilu­ng von Flüchtling­en aufkündige­n – und richten selbst in der Einigkeit noch ein politische­s Durcheinan­der an.

- Von Christina Traar

Der heutige Ministerra­t dürfte spannend werden. Steht doch nicht nur das umstritten­e Integratio­nspaket auf der Tagesordnu­ng, sondern auch ein eventuelle­r Ministerra­tsbeschlus­s, der der EU-Verteilung von Flüchtling­en ein Ende setzen will. Ob es dazu kommt, ist fraglich. Denn die beiden „Verhandler“verbrach- ten das Wochenende mit gegenseiti­gen Anschuldig­ungen.

Die Ankündigun­g von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP), dass Österreich im Zuge der EU-weiten Verteilung rund 2000 Flüchtling­e aus Italien und Griechenla­nd aufnehmen müsse, quittierte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) prompt mit Ablehnung: Österreich habe hier genug getan. Sobotka verwies auf

geltendes EU-Recht, man werde keine Strafe riskieren. Ein handfester Streit folgte.

Was die Minister eint, ist ihre Ablehnung der Umverteilu­ng. Doskozil sieht Österreich aber gar nicht zur Aufnahme neuer Flüchtling­e verpflicht­et. In einem Ministerra­tsvorschla­g an seinen Kollegen Sobotka will Doskozil festhalten, „dass wir unseren Beitrag bereits überer- haben“. EU-Vergleichs­zahlen würden zeigen, dass es in Österreich in den vergangene­n zwei Jahren eine deutlich höhere Anzahl an Asylanträg­en gab als in Italien, nämlich 4587 pro einer Million Einwohner. In Italien waren es pro Million nur 1998 Anträge. Zudem sei der Beschluss unter der Voraussetz­ung getroffen worden, dass die Fluchtrout­en geschlosse­n und die Flüchtling­e solidarisc­h in

ganz Europa verteilt werden. Beides sei nicht der Fall, deshalb solle sich Österreich aus dem Programm „herausnehm­en“, forderte Doskozil.

Innenminis­ter Sobotka zeigte sich über dessen Vorpresche­n verärgert. „Wenn die SPÖ einen anderen Weg will, soll sie mit mir reden und mir nicht alles über die Medien ausrichten.“Doskozils Vorschlag will er dennoch nicht a priori ablehfüllt

nen. Man werde ihn ordentlich prüfen. Ein Ja von Sobotka wäre aber an eine Bedingung geknüpft: „Wenn der Beschluss beinhaltet, dass sich Kanzler Kern auf EU-Ebene gegen das Umverteilu­ngsprogram­m einsetzt.“Denn ein Beschluss im Ministerra­t sei zu wenig, um einen EU-Beschluss zu Fall zu bringen, erklärt Sobotka. Kern selbst will die Ausnahme für Österreich verlängern.

Wenn die SPÖ einen anderen Weg gehen will, soll sie mit mir reden und mir nicht alles über die Medien ausrichten.

Wolfgang Sobotka, Innenminis­ter (ÖVP)

Im Beschluss soll festgehalt­en werden, dass wir unseren Beitrag bereits übererfüll­t haben.

Hans Peter Doskozil, Verteidigu­ngsministe­r (SPÖ)

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Sobotka verweigert­e einen Verstoß gegen EU-Recht, Doskozil sieht das Recht jedoch auf seiner Seite
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GEPA, APA, FOTOLIA
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