Kleine Zeitung Kaernten

Ein ausfällige­r Chef, Sexismus-Vorwürfe, viele Rechtsstre­its und jetzt auch noch der Unfall eines selbstfahr­enden Autos. Beim 70 Milliarden Dollar schweren Fahrdienst­leister Uber kriselt es. Zugleich nutzen immer mehr Menschen dessen Dienste.

- Von Markus Zottler

Oktober 2014. Es fröstelt beim Besuch in Ubers Zentrale in San Francisco. Dafür sorgt weniger die Temperatur als mehr die kühle, schnörkell­ose Einrichtun­g. Fotos sind nicht erlaubt, gesprochen wird leise. Die „War Rooms“getauften Projektbür­os strahlen kaum etwas von der im Silicon Valley so geliebten Selbstiron­ie aus, der Lust an Überzeichn­ung. Man glaubt es Uber eher, dass es die vielerorts eingesesse­ne Transportb­ranche mit allen Mitteln aufrütteln will.

Ein paar Tage später, wir schreiben den 22. Oktober 2014, veröffentl­icht die US-Journalist­in Sarah Lacy einen Artikel auf der Webplattfo­rm PandoDaily. Er sollte eine gewaltige Debatte ansto- ßen. In ihrem Bericht über das aufstreben­de und von Investoren hoch unterstütz­te US-Unternehme­n bekrittelt sie fehlende Wertschätz­ung und schreibt zum ersten Mal von einer frauenfein­dlichen „asshole culture“im Konzern. Ein schlimmer Vorwurf, der aus Uber-Sicht seitdem viel zu regelmäßig zirkuliert und mit neuen Episoden angereiche­rt wird. Erst Mitte Februar erklärte eine Uber-Ingenieuri­n öffentlich, dass sie von Vorgesetzt­en zum Sex gedrängt worden sei. Eine „Kultur mangelnden Respekts, exklusiver Cliquen und der Duldung von Mobbing und Belästigun­g jeder Art“prangern auch die frühen Investo- ren Mitch und Freada Kapor an. Und dann gibt es da noch UberBoss Travis Kalanick, der nach innen zwar als Genie gilt, nach außen aber häufig das Gesicht des Wahnsinns zeigt. Ein wenig ruhmreiche­s Youtube-Video ging um die Welt, das Kalanick im rhetorisch­en Zweikampf mit einem Uber-Fahrer zeigt.

Nicht zuletzt droht dem Konzern ein gigantisch­er Rechtsstre­it mit Google-Mutter Alphabet. Der Suchmaschi­nen-Gigant wirft Uber vor, Technologi­e für selbstfahr­ende Autos geklaut zu haben. Und wäre das nicht schon genug, war nun eines jener autonomen Uber-Fahrzeuge in Arizona in einen Unfall verwickelt. Dass die Schuld klar beim Lenker des zweiten involviert­en Fahrzeugs lag, ging im allgemeine­n Aufschrei nahezu unter.

Gleichzeit­ig – und nun kommen wir zur bedeutsame­n Kehrseite der Medaille – räumen selbst härteste Kritiker ein, dass das Produkt der Kalifornie­r sehr

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