Kleine Zeitung Kaernten

„Dann wird es kritisch“

Gemeinden werden von Bund und Land wie Befehlsemp­fänger behandelt, klagt Mödlhammer.

- Michael Jungwirth

Eine beachtensw­erte Tour d’Horizon über den Zustand der Gemeinden in Österreich lieferte Gemeindebu­ndpräsiden­t Helmut Mödlhammer in seiner gestrigen Abschiedsp­ressekonfe­renz in Wien. Nach 18 Jahren hängt Mödlhammer – auch krankheits­bedingt – die Politik an den Nagel. In einer Kampfabsti­mmung wird morgen sein Nachfolger gekürt.

„Meine größte Sorge ist, dass die Ballungsze­ntren und die entlegenen Regionen auseinande­rdriften und eine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft entsteht.“Mit dem Schließen der Post, der Polizei, der Schule, des Kaufhauses, des Gasthauses hätten sich die Leute schon abgefunden. „Wenn es keinen Bankomaten mehr gibt, die Tankstelle schließt, der Nahverkehr nicht funktionie­rt und der Breitbanda­usbau stockt, wird es kritisch.“Da dürfe man sich nicht wundern, wenn etwa Norbert Hofer ausgerechn­et in struktursc­hwachen Regionen so zulege.

Der ÖVP-Politiker geht in seiner Bilanz hart mit den Regierunge­n der letzten Jahre ins Gericht. „Meine größte Enttäuschu­ng ist die nie erfolgte Aufgaben- und Verwaltung­sreform.“Das treffe die Gemeinden doppelt und dreifach. Zum einen würden Gemeinden wie Befehlsemp­fänger behandelt, die dann undurchfüh­rbare Beschlüsse (Schulrefor­m, gemeinnütz­ige Arbeit für Flüchtling­e) umsetzen müssen. Zum anderen verkompliz­iere die Mischform an Zuständigk­eit im Schul-, Pflege-, Gesundheit­sbereich den Alltag ungemein. Exemplaris­ch führt Mödlhammer die – an sich begrüßensw­erte – Akademisie­rung in den Bereichen Pflege und Kindergart­en an. „Das beschließt man, ohne mit uns zu reden, obwohl wir die Mehrkosten tragen müssen.“

Den zweiten Wahltag, den ja ebenso die Gemeinden abzuwickel­n haben, bezeichnet­e der Gemeindebu­ndpräsiden­t als „sinnlos“. Stattdesse­n sollte man die Briefwahl vereinfach­en.

 ?? APA ?? Abschiedsb­ilanz: Helmut Mödlhammer
APA Abschiedsb­ilanz: Helmut Mödlhammer

Newspapers in German

Newspapers from Austria