Ihre Puppen machen gute Figur
Maria Schischegg (80) hat als Puppenkünstlerin bereits über 2000 „Menschen“in Miniaturformat geschaffen.
Maria Schischegg braucht kein Internet. Sie sammelt ihre Informationen in den Gesichtern der Menschen. Die Puppenkünstlerin aus Klagenfurt ist eine ausgezeichnete Beobachterin, die es schafft, die Merkmale ihres Gegenübers auszuarbeiten und in Miniaturform zu verewigen.
Eine Kunst, die manchmal auch von Nachteil sein kann: „Es gibt Leute, die sind beleidigt, wenn ich sie so darstelle, wie sie sind.“Wie die Künstlerin mit dem Dilemma umgeht? „Ich mache demjenigen dann schon eine Puppe, aber ich mache nicht ihn“, erklärt die 80Jährige.
Mehr als 2000 Puppen hat Schischegg bis jetzt geschaffen, an ihre allererste erinnert sich die Mutter von zwei erwachsenen Kindern noch ganz genau: „Es waren Hirten für eine Krippe.“Herstellen wollte die eigentlich ihr Mann, Schischegg besuchte an seiner statt den Kurs. Die Tricks musste sich das Paar dann aber ohnehin selbst beibringen. Weil Schischegg feiner arbeiten konnte als ihr mittlerweile verstorbener Gatte, überließ sie ihm die „Welt“für ihre Pup- pen: „Er baute die Kulissen, ich die Figuren.“Ihre erste Puppen-Ausstellung hatte die gelernte Kauffrau dann in den 80er-Jahren in Klagenfurt.
In Zusammenarbeit mit dem Leiter des Brauchtumsverbandes Kärnten, Wolfgang Lattacher, entstand bald die Idee, Brauchtumsszenen nachzustellen. Eine Fronleichnamsprozession, die Krampus- und Perchtenbräuche und das Tresdorfer Kreuzziehen hat sie ebenso in Miniaturformat geschaffen, wie originalgetreue Trachtenpuppen. 100 Stunden Handarbeit stecken in einer 15 Zentimeter großen Nachbildung der „Gailtalerin“. „Meine Puppen sind überall“, freut sich die Künstlerin, die auch Auftragsarbeiten von Sammlern bekommt. Was sich die wünschen? „Für einen Sammler habe ich einmal eine Gerichtsverhandlung dargestellt.“Das Talent zum Pup- hat die 80-Jährige von ihrem Vater geerbt. Sie gibt aber zu bedenken, dass „das Talent nur 30 Prozent ausmacht – 70 Prozent sind Fleiß“. Auch ihre Enkelin ist mittlerweile eine begeisterte Puppenmacherin.
Momentan bereitet sie eine Oster-Ausstellung für den Neuen Platz in Klagenfurt vor. Wenn dann noch Zeit bleibt, geht sie auf Flohmärkte, um passende Utensilien für ihre Kunstwerke zu finden. Die Frage nach weiteren Hobbys erübrigt sich zwar, Schischegg, die auch im Vorstand des Heimatwerkes ist, beantwortet sie trotzdem: „Mehr geht nicht.“
Eine Maria-Schischegg-Puppe gibt es übrigens nicht: „Das würde ich nie machen. Wer macht sich denn selber? Die, die sich selber gerne sehen.“– Noch ein Grund, warum Maria Schischegg kein Internet braucht.