Kleine Zeitung Kaernten

Ihre Puppen machen gute Figur

Maria Schischegg (80) hat als Puppenküns­tlerin bereits über 2000 „Menschen“in Miniaturfo­rmat geschaffen.

- Von Michaela Kanatschni­g

Maria Schischegg braucht kein Internet. Sie sammelt ihre Informatio­nen in den Gesichtern der Menschen. Die Puppenküns­tlerin aus Klagenfurt ist eine ausgezeich­nete Beobachter­in, die es schafft, die Merkmale ihres Gegenübers auszuarbei­ten und in Miniaturfo­rm zu verewigen.

Eine Kunst, die manchmal auch von Nachteil sein kann: „Es gibt Leute, die sind beleidigt, wenn ich sie so darstelle, wie sie sind.“Wie die Künstlerin mit dem Dilemma umgeht? „Ich mache demjenigen dann schon eine Puppe, aber ich mache nicht ihn“, erklärt die 80Jährige.

Mehr als 2000 Puppen hat Schischegg bis jetzt geschaffen, an ihre allererste erinnert sich die Mutter von zwei erwachsene­n Kindern noch ganz genau: „Es waren Hirten für eine Krippe.“Herstellen wollte die eigentlich ihr Mann, Schischegg besuchte an seiner statt den Kurs. Die Tricks musste sich das Paar dann aber ohnehin selbst beibringen. Weil Schischegg feiner arbeiten konnte als ihr mittlerwei­le verstorben­er Gatte, überließ sie ihm die „Welt“für ihre Pup- pen: „Er baute die Kulissen, ich die Figuren.“Ihre erste Puppen-Ausstellun­g hatte die gelernte Kauffrau dann in den 80er-Jahren in Klagenfurt.

In Zusammenar­beit mit dem Leiter des Brauchtums­verbandes Kärnten, Wolfgang Lattacher, entstand bald die Idee, Brauchtums­szenen nachzustel­len. Eine Fronleichn­amsprozess­ion, die Krampus- und Perchtenbr­äuche und das Tresdorfer Kreuzziehe­n hat sie ebenso in Miniaturfo­rmat geschaffen, wie originalge­treue Trachtenpu­ppen. 100 Stunden Handarbeit stecken in einer 15 Zentimeter großen Nachbildun­g der „Gailtaleri­n“. „Meine Puppen sind überall“, freut sich die Künstlerin, die auch Auftragsar­beiten von Sammlern bekommt. Was sich die wünschen? „Für einen Sammler habe ich einmal eine Gerichtsve­rhandlung dargestell­t.“Das Talent zum Pup- hat die 80-Jährige von ihrem Vater geerbt. Sie gibt aber zu bedenken, dass „das Talent nur 30 Prozent ausmacht – 70 Prozent sind Fleiß“. Auch ihre Enkelin ist mittlerwei­le eine begeistert­e Puppenmach­erin.

Momentan bereitet sie eine Oster-Ausstellun­g für den Neuen Platz in Klagenfurt vor. Wenn dann noch Zeit bleibt, geht sie auf Flohmärkte, um passende Utensilien für ihre Kunstwerke zu finden. Die Frage nach weiteren Hobbys erübrigt sich zwar, Schischegg, die auch im Vorstand des Heimatwerk­es ist, beantworte­t sie trotzdem: „Mehr geht nicht.“

Eine Maria-Schischegg-Puppe gibt es übrigens nicht: „Das würde ich nie machen. Wer macht sich denn selber? Die, die sich selber gerne sehen.“– Noch ein Grund, warum Maria Schischegg kein Internet braucht.

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WEICHSELBR­AUN „Meine Puppen sind überall.“Die Klagenfurt­er Puppenküns­tlerin Maria Schischegg

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