Kleine Zeitung Kaernten

Das kann lesen ja keiner

Laut Studie kann jeder sechste Schüler nicht richtig lesen. Die Unterschie­de zwischen den einzelnen Schulen sind dabei immens.

- Von Christina Traar

Jedem sechsten Jugendlich­en bereitet das Lesen einfacher Texte erhebliche Schwierigk­eiten – und das nach acht Jahren Schulunter­richt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinst­ituts für Bildungsfo­rschung (Bifie), das die Deutschken­ntnisse von 73.000 Schülern der achten Schulstufe untersucht hat. Getestet wurden Lesen, Schreiben, Sprachbewu­sstsein, Zuhören und inwieweit die Leistung dem entspricht, was Kinder in dieser Schulstufe können sollten.

Beim Lesen konnte nur die Hälfte der Schüler diesen vorgegeben­en Standard erreichen. Jeder Sechste – und damit 12.700 Jugendlich­e – scheiterte an einfachste­n Leseübunge­n. Diese Gruppe ist laut Bifie-Chefin Claudia Schreiner hinsichtli­ch ihrer (schulische­n) Zukunft „ernsthaft gefährdet“. Mädchen sind dabei seltener betroffen. Nur zwölf Prozent gehören zur Risikogrup­pe, bei den Burschen sind es 21 Prozent.

Auch die Kinder mit Migrations­hintergrun­d haben nach wie vor Schwierigk­eiten. Hier ist die Gruppe der Risikolese­r drei Mal so hoch wie jene von Kindern einheimisc­her Eltern. Laut Schreiner greift die Herkunft als Erklärung jedoch zu kurz. Sozialer Status und Bildungsgr­ad der Eltern seien entscheide­nd für schulische­n Erfolg. Unter Kindern bildungsfe­rner Eltern hatte mehr als ein Drittel Probleme mit den gestellten Aufgaben, unter Akademiker­kindern waren es neun Prozent.

Erhebliche Unterschie­de gibt es auch zwischen den einzelnen Bildungsei­nrichtunge­n. Der Mittelwert aller Schulen liegt bei 537 Punkten, die besten erreichten 670 Punkte. Am anderen Ende der Skala finden sich jedoch Schulen mit beinahe halb so vielen Punkten: 350. Ein Punkteunte­rschied, der laut Schreiner zwei ganzen Lernjahren entspricht. Besonders schlecht schnitten Schüler aus der Neuen Mittelschu­le ab, dort konnte ein Viertel nicht die erforderli­chen Werte erreichen.

Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) zeigt sich wenig überrascht über die Ergebnisse. „Schon PISA hat uns gezeigt, dass wir hier ein Problem haben.“Nun könnten die Deutschleh­rer und Direktoren von Schulen mit besonders schlechten Ergebnisse­n bald Post von der Ministerin erhalten. Denn sie sollen zu „Fokusschul­en“werden und von Schulaufsi­cht und Experten mehrere Jahre lang begleitet werden, um Ausbildung­smängel zu beheben. Wie viele Schulen das betreffen wird, konnte die Ministerin noch nicht sagen. „Es sind aber sicher deutlich mehr als 30.“Zusätzlich­es Budget soll es für die neue Maßnahme aber nicht geben.

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Tests in der 8. Schulstufe 2016 (Werte gerundet) Lernziele wurden ... übertroffe­n
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Lesen – Viele Schüler haben Schwierigk­eiten Tests in der 8. Schulstufe 2016 (Werte gerundet) Lernziele wurden ... übertroffe­n erreicht teilweise erreicht nicht...

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