Das kann lesen ja keiner
Laut Studie kann jeder sechste Schüler nicht richtig lesen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen sind dabei immens.
Jedem sechsten Jugendlichen bereitet das Lesen einfacher Texte erhebliche Schwierigkeiten – und das nach acht Jahren Schulunterricht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), das die Deutschkenntnisse von 73.000 Schülern der achten Schulstufe untersucht hat. Getestet wurden Lesen, Schreiben, Sprachbewusstsein, Zuhören und inwieweit die Leistung dem entspricht, was Kinder in dieser Schulstufe können sollten.
Beim Lesen konnte nur die Hälfte der Schüler diesen vorgegebenen Standard erreichen. Jeder Sechste – und damit 12.700 Jugendliche – scheiterte an einfachsten Leseübungen. Diese Gruppe ist laut Bifie-Chefin Claudia Schreiner hinsichtlich ihrer (schulischen) Zukunft „ernsthaft gefährdet“. Mädchen sind dabei seltener betroffen. Nur zwölf Prozent gehören zur Risikogruppe, bei den Burschen sind es 21 Prozent.
Auch die Kinder mit Migrationshintergrund haben nach wie vor Schwierigkeiten. Hier ist die Gruppe der Risikoleser drei Mal so hoch wie jene von Kindern einheimischer Eltern. Laut Schreiner greift die Herkunft als Erklärung jedoch zu kurz. Sozialer Status und Bildungsgrad der Eltern seien entscheidend für schulischen Erfolg. Unter Kindern bildungsferner Eltern hatte mehr als ein Drittel Probleme mit den gestellten Aufgaben, unter Akademikerkindern waren es neun Prozent.
Erhebliche Unterschiede gibt es auch zwischen den einzelnen Bildungseinrichtungen. Der Mittelwert aller Schulen liegt bei 537 Punkten, die besten erreichten 670 Punkte. Am anderen Ende der Skala finden sich jedoch Schulen mit beinahe halb so vielen Punkten: 350. Ein Punkteunterschied, der laut Schreiner zwei ganzen Lernjahren entspricht. Besonders schlecht schnitten Schüler aus der Neuen Mittelschule ab, dort konnte ein Viertel nicht die erforderlichen Werte erreichen.
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) zeigt sich wenig überrascht über die Ergebnisse. „Schon PISA hat uns gezeigt, dass wir hier ein Problem haben.“Nun könnten die Deutschlehrer und Direktoren von Schulen mit besonders schlechten Ergebnissen bald Post von der Ministerin erhalten. Denn sie sollen zu „Fokusschulen“werden und von Schulaufsicht und Experten mehrere Jahre lang begleitet werden, um Ausbildungsmängel zu beheben. Wie viele Schulen das betreffen wird, konnte die Ministerin noch nicht sagen. „Es sind aber sicher deutlich mehr als 30.“Zusätzliches Budget soll es für die neue Maßnahme aber nicht geben.