Rapid reagiert auf Negativlauf und beurlaubt Trainer.
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Am Sonntagnachmittag meldete sich Damir Canadi via Facebook zu Wort, er blieb sachlich trocken, selbst die von Rapids Ex-Trainer erwähnte „Enttäuschung“und die angeführten „Gänsehautmomente“durch die Fans wirkten seltsam emotionsfrei. Die Erfolge, so führte Canadi aus, seien „nicht befriedigend“gewesen, dennoch wusste der Wiener ein paar Stunden nach seinem Rauswurf von einer „lehrreichen“und „interessanten“Zeit zu berichten.
Sie ist wesentlich schneller abgelaufen, als es zu Beginn sämtliche Beteiligten und Außenstehenden erwartet hätten. Allerdings hätte schon der Start in die erfolgsärmste TrainerÄra der Rapid-Geschichte vermuten lassen können, dass die Verpflichtung Canadis ein Versehen war. Mit Altach auf Erfolgskurs gelegen, ließ er den Ländle-Klub scheinbar leichten Herzens, weil mitten in der Saison, hinter sich, so mancher sagte, im Stich. Dem Lockruf von Geld und Ruhm
konnte er nicht wider- stehen. Nun zahlt er selbst den Preis.
Das 0:3 in Ried war das sichtbarste Zeichen einer offenbar irreversibel zerrütteten Zweierbeziehung zwischen Trainer und Mannschaft. Noch im Zuge des Cupspiels gegen St. Pölten hatte Canadi beteuert, er würde seine Spieler erreichen. Nachdem eigenartige Vorgänge während des Trainings (rüder Umgang) an die Öffentlichkeit gelangt waren, versuchte er noch, persönliche Läuterung zu demonstrieren. Die Botschaft lief ins Leere. Vielleicht hätten sich die RapidVerantwortlichen vor dem Transfer aus dem fernen Westen in Altach genauer erkundigen sollen, was denn Canadi besonders auszeichne. Dem Vernehmen nach waren nicht wenige Spieler des Vorarlberger Klubs schlicht froh, dass der Coach das Weite gesucht hatte. Der Erfolg hatte in Vorarlberg aber eine Trainerdiskussion stets vereitelt. Dabei hatte für Rapid alles so schön begonnen, im neuen Stadion, das bis heute für einen Zuschauerschnitt jenseits der 20.000er-Marke sorgt. Die Arena spielte alle Stückln, die vermeintlich bestmögliche Mannschaft seit langer Zeit machte aber nicht in angemessener Weise mit. Der Deutsche Mike Büskens war nach dem Abgang von Zoran Barisic vom damaligen Sportchef Andreas Müller als Idealbesetzung angepriesen worden.
Das Team fand jedoch einen halben Herbst nicht aus der Mittelmäßigkeit heraus, mehr Zeit zum Aufbau bekam Büskens nicht mehr. Ob er der richtige Mann hätte werden können, ist nicht mehr zu ermitteln, aber etwas mehr Geduld wäre wohl angebracht gewesen. Mit
dem Trainer musste auch der für diese Entscheidung verantwortliche sportliche Leiter Müller gehen.
Nun kaufte Präsident Michael Krammer Canadi um einen angeblich sechsstelligen Betrag von Altach frei und engagierte erst danach mit dem Schweizer Fredy Bickel den neuen Sportvorstand. Auch dies ist ein wohl eher ungewöhnlicher Vorgang. Dann schritt Canadi zur Tat und warf alles über den Haufen, was die Mannschaft zuvor erarbeitet hatte. Der neue Trainer installierte ein neues System, mit dem die Spieler, wie sich schon bald herausstellte, nicht zurechtkamen, auch nicht nach der Winterpause. Die Frühjahrsbilanz ist ein erschütterndes Dokument der Erfolglosigkeit. Ein paar Monate sah man dem Treiben Canadis zu, nun musste man handeln. Die absur- de Idee, Rapid könnte in den Abstiegskampf verwickelt werden, ist Realität.
Vorerst übernehmen die bisherigen Canadi-Assistenten Goran Djuricin (Cheftrainer) und Martin Bernhard interimistisch die Amtsgeschäfte. Bickel meinte, es sei denkbar, dass diese Lösung eine längerfristige werden könnte, doch das erscheint unwahrscheinlich. Daher darf abermals munter spekuliert werden, wer denn nun als würdiger Rapid-Trainer infrage kommt. Andreas Herzog könnte wohl der erste Ansprechpartner sein, der Name Didi Kühbauer fällt in diesem Zusammenhang ebenfalls ganz gern. Und sollte sich Heimo Pfeifenberger mit dem WAC doch nicht einigen, wäre vielleicht gar der Salzburger in Hütteldorf Thema. Oder es kommt doch wieder ganz anders.
Wir sind bedauerlicherweise im Abstiegskampf angekommen. Dieser bitteren Tatsache müssen wir ins Auge sehen.
Fredy Bickel, Sportchef