Experte: Zinsen werden nicht vor Ende 2018 steigen
Weiter Weg, bis Sparzinsen über der Inflation sind: RBI-Analyst Hofstätter warnt Sparer vor Entwertung.
Die gute Nachricht zuerst: Valentin Hofstätter, Chefanalyst von Raiffeisen Bank International, erwartet in den kommenden Jahren ein solides, breit aufgestelltes Wirtschaftswachstum. „In Europa sinkt die Arbeitslosigkeit, der Konsum steigt und die Unternehmen steigern die Investitionen“, begründet er.
In den USA und China wachse die Wirtschaft beachtlich, untermauert der Analyst und betont: Politische Unwägbarkeiten in und außerhalb von Europa würden dieses Wachstum kaum beeinträchtigen. „Trump und Brexit zum Trotz sind die Aktienmärkte gestiegen, und der Euro hält sich gut. Die Wirtschaft hält viel aus, das wird oft unterschätzt.“In der Politik müsse viel passieren, um das Wachstum abzuwürgen, etwa ein Austritt Frankreichs aus dem Euro oder ein Handelskrieg von US-Präsident Trump gegen Europa: „Beides ist nicht wahrscheinlich.“
Die weniger gute Nachricht ist, dass die Zeiten für Sparer wohl noch dürftiger werden als in den jüngsten Null-ZinsJahren. Die Österreicher sind ein Volk der Sparbuch-Sparer, dort sei jedoch nicht mit steigenden Zinsen zu rechnen, er- klärt Hofstätter. „Die EZB wird mit einer Änderung ihrer Zinspolitik so lange warten, wie sie das argumentieren kann. Die Kerninflation ohne Energie liegt derzeit unter 1,0 Prozent. Ich rechne damit, dass die Leitzinsen noch bis Ende 2018 so tief bleiben.“Unter Druck geraten könne die EZB aber, wenn der Dollar zu stark würde.
Da die reale Inflation steigt und aktuell zwei Prozent beträgt, warnt der Experte vor einer schleichenden Entwertung von Sparguthaben. „Bis die Sparzinsen wieder über der Inflation sind, ist es noch ein weiter Weg“, sagt der Raiffeisen-Analyst.
Das größte Potenzial für die Geldanlage sieht Hofstätter in einer Streuung auf dem Aktienmarkt. Das verspreche eine Rendite von drei bis sieben Prozent im Jahr. Zwar sind Aktien Risikokapital, „doch erholt sich der Aktienmarkt nach jeder Rezession wieder“. Hofstätter rät zu einem Investment in europäische Firmen. Die europäische Konjunktur gewinnt an Fahrt, Unternehmen können die Gewinne noch ausbauen. Dagegen seien Aktien am US-Markt bereits sehr hoch bewertet.