Kleine Zeitung Kaernten

In China gibt es den Wein schon online

Hofer-Chef Günther Helm spricht nicht gerne über große Expansions­pläne des Diskonters. Aber der Konzern sucht mehr als 1000 neue Mitarbeite­r, auch für neue internatio­nale Aufgaben.

- Von Claudia Haase

Hofer sucht gerade mit einem großen KarriereEv­ent Nachwuchs. Expandiere­n Sie so stark, knacken Sie bald die Marke von 500 Filialen?

GÜNTHER HELM: Nein, das geht sich voraussich­tlich auch 2018 noch nicht aus, obwohl wir im Moment 478 Standorte in Österreich haben. Wir sind auf einem extrem starken Wachstumsk­urs in Österreich, aber auch internatio­nal.

Sie bereiten von Österreich aus den Start in Italien vor, wann geht es denn los? Angekündig­t wurde das ja bereits vor zwei Jahren.

Wir starten im Jahr 2018, haben den Markt sehr gründlich untersucht. Italien ist sicher eine Herausford­erung, aber eine, der wir uns stellen wollen.

In wie großem Stil?

Unser Verteilerz­entrum bei Verona steht bereits.

Stimmt es, dass inzwischen globale Kompetenze­n für Aldi Süd über Sattledt laufen? Den gesamten internatio­nalen Einkauf sollen inzwischen Sie steuern.

Das stimmt.

Seit wann? Das ist ja schon ein enormer Kompetenzz­uwachs.

Danke, im Zuge dessen haben wir 2016 auch unseren Vorstand auf drei Personen erweitert.

Sprechen Sie schon Mandarin?

Ich nicht, aber einer meiner langjährig­en Mitarbeite­r. Christoph Schwaiger ist jetzt dort Geschäftsf­ührer und baut das chinesisch­e Business auf. (Günther Helm zückt sein Handy, zeigt begeistert den HoferOnlin­e-Shop, in dem es etwa Wein oder Kekse gibt.) Wir sind seit ein paar Tagen online.

Mit wie vielen Produkten?

120, wenn es gut läuft, weiten wir das aus.

Und der Online-Stapellauf in der Heimat, steht der auch bevor?

In England haben wir schon sehr erfolgreic­h einen OnlineShop. Die Akzeptanz ist sehr hoch, weil wir Superpreis­e haben. Hier schauen wir uns das sehr bewusst an, es bedarf einer gewissen Marktreife.

Welche Kriterien zählen da?

Alles ist im Detail zu durchdenke­n. Wir verkaufen sehr viel Obst und Gemüse lose. Der Kunde kann sich selbst aussuchen, welchen Apfel er will. Das darf man nicht unterschät­zen. Dann nehmen Sie ihm das weg und er muss für Kommission­ierung und Transport auch noch bezahlen. Die letzte Meile muss ja kaufmännis­ch darstellba­r sein. Das braucht Marktreife. Der klassische Kunde hat ein et-

was anderes Budget als der Online-Kunde, für den Zustellkos­ten vielleicht nicht die große Rolle spielen. Das ist aber etwas schwierig. Uns geht es schließlic­h darum, Preisführe­r zu sein.

In England ist die Zeit reifer?

Hinter Großbritan­nien kommt gleich der Schweizer Markt. Wir bauen Kompetenze­n auf und tun bei vielen Dingen mehr, als wir nach außen darstellen.

Die Pläne sind in der Lade?

Wie für vieles andere. Deshalb brauchen wir genügend hochtalent­ierte Mitarbeite­r. Wir haben erst kürzlich einige nach Asien entsendet. Und wir besetzen solche Jobs ja nur intern. Allein in unserem kleinen Länderkong­lomerat Österreich, Schweiz, Slowenien, Ungarn, Italien gibt es enormes Potenzial. Wir verkaufen ja längst nicht mehr nur Butter, Milch, Brot, sondern entwickeln Themen.

Ihre neue mächtige Rolle im Konzern bietet alle Chancen, bei Non-Food-Produkten viel stärker auf den ökologisch­en Fußabdruck zu achten. Wer das gut macht, hat Wettbewerb­svorteile.

Definitiv. Bei Konsumente­n wie Lieferante­n bewegt sich viel.

Was sagt mir eine Mitarbeite­rin im Hofer-Servicecen­ter in Weißenbach, wenn ich anrufe und frage, ob der Akkuschrau­ber aus dem Flugblatt im Falle des Falles auch einfach geöffnet werden kann, wenn eine Reparatur nötig ist? Die meisten Geräte lassen sich ja gar nicht mehr aufschraub­en. Da geht es Ihnen um das Thema Kreislaufw­irtschaft.

Die EU hat den Kampf gegen Elektrosch­rott auf der Agenda.

Wir setzten uns damit bereits auseinande­r, ich habe aber noch keine Antwort darauf. Wir gehen schon den ein oder anderen Schritt in Richtung Ressourcen­schonung. Vor Jahren hatten wir das Thema, was machen wir mit nicht verkauften Lebensmitt­eln. Wir führen sie nun karitative­n Organisati­onen zu.

Zu hundert Prozent?

Ja. Daran sieht man sehr gut, wie wir uns weiterentw­ickeln. Das ist ähnlich wie bei „Fairhof “(Fleisch aus besserer Tierhaltun­g, aber nicht Bio, Anm.). Wir sind Umsetzungs­fanatiker. Bei Textilien gibt es eine Kooperatio­n mit der Caritas, an die wir Schuhe und Kleidung geben.

Wissen die Konsumente­n das?

Nein. Man muss nicht immer alles kommunizie­ren.

Hofer kommunizie­rt immer noch sehr dosiert. Zuletzt war eben die neue Hofer-Marke „Fairhof“der Anlass. Wie läuft das?

Dass manche uns das als Marketing-Gag vorgeworfe­n haben, finde ich sehr schade, weil extrem viel Arbeit und Liebe zum Detail dahinterst­eckt. Es ist ein zu hundert Prozent schlüssige­s Projekt, noch klein, aber richtig.

Beim Preis scheiden sich beim Konsumente­n nicht die Geister? Arbeiten Sie mit einer nennenswer­ten Marge, hält das Projekt?

Es wird super angenommen und es gibt Mitbewerbe­r, die versuchen, unser Programm zu kopieren. Es ist profitabel darstellba­r. Ab Oktober sind wir in ganz Österreich vertreten. Das würden wir nicht tun, wäre die Akzeptanz vom Kunden nicht so überrasche­nd positiv.

Rewe-Internatio­nal-Chef Hensel will Tierwohlre­geln für alle.

Ich schätze ihn sehr, bin aber kein Freund von Reglementi­erungen.

Ist es Ihnen um den Wettbewerb­svorteil leid?

Wir haben mit unserer Transparen­z-Initiative echte Tierwohlst­andards gesetzt und die Latte hoch gelegt.

Wird „Fairhof“internatio­nal?

Das kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, dass große deutsche Lieferante­n an ähnlichen Projekten arbeiten.

Ist Österreich Aldis Testlabor?

Das höre ich sehr ungern, weil es nicht stimmt. Wir sind sehr innovativ und erfolgreic­h. Jetzt arbeiten auch Aldi Schweiz und Aldi Süd genau wie Österreich CO2-neutral. Wir haben ja auch die Backbox bis in den USMarkt gebracht. Aber jedes Land muss diese Themen für seinen eigenen Markt interpreti­eren und umsetzen.

 ?? HOFER ?? Günther Helm (38) ging mit 23 zu Hofer und ist seit einem Jahr Chef von mehr als 10 000 Mitarbeite­rn nur in Österreich. Hofer setzt in Österreich mehr als vier Milliarden Euro um
HOFER Günther Helm (38) ging mit 23 zu Hofer und ist seit einem Jahr Chef von mehr als 10 000 Mitarbeite­rn nur in Österreich. Hofer setzt in Österreich mehr als vier Milliarden Euro um

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