Magischer Klangzauber der Extraklasse
Bejubelte „Walküre“zur Eröffnung der 50. Osterfestspiele in Salzburg in fulminanter musikalischer Ausführung.
Der riesige Baum mit seinem mächtigen Stamm vor dem weiten Rundhorizont, in den immer wieder kosmische Spiralnebel oder Götter- und Menschennamen projiziert werden, dominiert zuerst die Bühne. Es ist die Weltesche. Dann taucht im Großen Festspielhaus ein veränderbarer, ellipsenartiger Ring als Spielfläche auf, der auch zum Walkürenfelsen samt finalem Feuerzauber mutiert. All dies wird in mystisches Licht getaucht: Zum Auftakt der Osterfestspiele 2017 hat man anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des von Herbert von Karajan gegründeten Festivals wie zur damaligen Eröffnung Richard Wagners „Die Walküre“angesetzt. Es ist eine Art „Rekreation“der szenischen Ideen des legendären Bühnenbildners Günther Schneider-Siemssen. Dafür und für die neu kreierten,
Kostüme zeichnet Jens Kilian verantwortlich. Und die Wiederimagination wirkt auch heute noch ungemein stark und mit archaischer Kraft.
Nicht rekonstruiert wurde die Inszenierung von Karajan, sondern Vera Nemirova eine Neuinszenierung anvertraut. Diese ist nicht immer ideal gelungen. Sie bietet keine neuen Deutungsversuche an und lässt auch einige dem Text widersprechende Fragen offen. Aber insgesamt geht sie respektvoll mit der Historie um, lässt meist unaufdringlich und konventionell, aber auch effektvoll und berührend agieren.
ist das Sängerensemble, das auch große Textverständlichkeit auszeichnet: Allen voran ist Anja Harteros eine mädchenhaft blühende, nuancenreiche, auch hochemotionale Sieglinde mit ungetrübten Höhen. Peter Seiffert als Siegmund findet abgesehen von wenigen unschönen Tönen zu allen Spitzentönen. Anja Kampe als Brünnhilde leuchtet und strahlt mit schlankem Sopran mühelos auch in den kaum singbaren Höhen. Vitalij Kowaljow ist ein jugendlich unverbrauchter, ohne Anstrengung singender edler und fein differenzierter Wotan mit ganz besonderer Wortdeutlichkeit. Ungemein berührend erweist sich sein Abschied von seiner Lieblingswalküre. Georg Zeppenfeld, zum Fürchten mit profundem Bass, ist ein stimmzeitlosen gewaltiger Hunding, immer wieder seine Frau brutal misshandelnd. Christa Mayer singt die Fricka imposant. Untadelig hört man die acht Walküren.
Im Graben erweist sich einmal mehr, dass Christian Thielemann, einst Karajans Assistent, der Titel Klangmagier zu Recht verliehen wurde. Die Sächsische Staatskapelle Dresden weiß unter seiner Stabführung hochsensiblen, ja magischen Klangzauber zu entfachen, der seinesgleichen sucht. Es wird farbenreich, sängerfreundlich und transparent musiziert. Es gibt eine weite, dynamische Palette von zurückgenommenen Piani an der Grenze der Hörbarkeit bis hin zu gewaltigen Ausbrüchen. Wie Thielemann mit seinem untrüglichen Gespür für Agogik das Tempo hier nachlässt und dort wieder anzieht, ist ebenfalls wunderbar.
Ovationen und keinerlei Einwände gegen die Regie.