Kleine Zeitung Kaernten

Beleg einer Freundscha­ft: der Briefwechs­el zwischen Maria Theresia und Sophie Enzenberg als Buch.

- Von Karin Waldner-Petutschni­g „Liebet mich immer. Buchpräsen­tation:

Auch „eine Frau von immenser Kraft“ist nicht vor Depression­en gefeit: Kaiserin Maria Theresia, liebevolle Ehefrau und Mutter von 16 Kindern, Majestät des großen Habsburger­reiches und Machtpolit­ikerin, fiel nach dem plötzliche­n Tod ihres 57-jährigen Mannes Franz Stephan durch einen Schlaganfa­ll in eine große seelische Krise. „Heute würde man Burn-out dazu sagen“, analysiert die Kärntner Sachbuchau­torin und Filmemache­rin Monika Czernin, die mit ihrem jüngsten Buch noch unbekannte Seiten der Herrscheri­n lebendig und lebensnah beleuchtet.

Die mit lockerer Hand geschriebe­ne Geschichte der über 35 Jahre dauernden Freundscha­ft zwischen Maria Theresia und ihrer einstigen Hofdame Sophie Enzenberg ist einem Sensations­fund zu verdanken: „Das Anfangsglü­ck, das ich immer brauche, um ein Projekt in Angriff zu nehmen, war der Fund von rund 80 Briefen Maria Theresias an ihre Freundin – auf dem Schloss von deren Nachfahren in Tirol“, erinnert sich Czernin, selbst Spross einer Adelsfamil­ie aus Grafenstei­n (Schloss Rain), an die Anfänge ihres Projektes. Damals, vor rund eineinhalb Jahren, war sie gerade auf Lesetour für ihr Werk über Anna Sacher unterwegs und hatte schon den Auftrag für eine TV-Maria-Theresia-Dokumentat­ion für Universum History (Sendetermi­n: 2. Mai) in der Tasche. Der Brieffund, den sie gemeinsam mit dem französisc­hen Wissenscha­fter Jean-Pierre Lavandier auswertete, ergab schließlic­h die Rahmenhand­lung für die Film-Doku und die Struktur für das Buch über die berührende Frauenfreu­ndschaft:

Maria Theresia. Briefe an ihre engste Freundin“ist eine lesenswert­e und fasziniere­nde Mischung aus Fakten und Fiktion, die erlaubt, sich mit dem Alltag von adeligen Frauen vor rund 250 Jahren zu identifizi­eren! So glaubwürdi­g und authentisc­h lässt Czernin das Bild einer Zeit erstehen, die geprägt war von Heiratspol­itik und Kindstoden, Aufständen und Kriegen. Keine leichte Zeit für die beiden Frauen, deren Brieffreun­dschaft „ein therapeuti­scher Prozess“für die Kaiserin gewesen sein dürfte (Czernin) und an die übrigens auch in Klagenfurt erinnert wird: Nicht weit vom Maria-Theresia-Denkmal auf dem Neuen Platz findet sich die Enzenbergs­traße, die an Franz, Sophie Enzenbergs Sohn und das Patenkind der Kaiserin, erinnert. Er war Hofmarscha­ll bei Maria Anna, der ältesten Tochter der Kaiserin und Gründerin der Elisabethi­nen, die im heutigen bischöflic­hen Palais logierte. Als Vizegerich­tspräsiden­t setzte er sich während der napoleonis­chen Kriege gegen die Plünderung Klagenfurt­s ein. Maria Theresia selbst ging mit ihrem Tod im Alter von 63 Jahren schließlic­h die Kraft aus. Am 13. Mai 2017 jährt sich ihr Geburtstag zum 300. Mal.

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Monika Czernin/ Jean-Piere Lavandier.

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