Kleine Zeitung Kaernten

Kontrovers­e um Fastentuch

Das feministis­che Banner zeigt eine Gekreuzigt­e: Eine Kunstaktio­n von Hans Gerhard Kalian in der Klagenfurt­er Stadtpfarr­kirche St. Egid hat zu heftigen Reaktionen geführt.

- Eine Thomas Frühwirth

„Ich bin nicht einer, der Wiesenblüm­chen malt, sondern einer, der etwas ausdrücken will“, erläutert Grafikdesi­gner und Autor Hans Gerhard Kalian. Kontrovers­e Reaktionen hat seine unangemeld­ete Kunstaktio­n „martyre femme“hervorgeru­fen, bei der Kalian am Palmsonnta­g das Plakat einer gekreuzigt­en Frau in der Klagenfurt­er Stadtpfarr­kirche St. Egid aufgestell­t hatte (wir berichtete­n).

„Dass es Aufruhr gegeben hat, ist verständli­ch“, räumt Kalian ein. Eine Herabwürdi­gung des Glaubens sieht der 66-jährige in seinem Werk aber „in keiner Weise“. Provokatio­n stehe nicht im Vordergrun­d: „Ich wollte eigentlich zur Diskussion anregen“. Stattdesse­n sei das Plakat „fast mit Brachialge­walt niedergeri­ssen worden“. Er sei zuvor auch nicht aufgeforde­rt worden, sein Objekt beiseitezu­stellen, schildert Kalian „tief betroffen“. Er hofft auf eine außergeric­htliche Einigung.

„Ich wollte ein Pendant zu bestehende­n Fastentüch­ern schaffen“, erklärt der Grafiker, der seine Aktion als Botschaft auffasst: „Die Kirche muss sich den Frauen öffnen, sonst wird das Boot ins Schwanken geraten.“Den Zeitpunkt für die Interventi­on wählte Kalian gezielt: Am Palmsonnta­g wird in der Kirche das Evangelium der Leidensges­chichte Christi verlesen.

Genehmigun­g für die Kunstaktio­n hat Kalian nicht eingeholt: „Sonst wäre die Aktion vereitelt worden.“„Wenn Luther gefragt hätte, die 95 Thesen anschlagen zu dürfen, wäre das nie geschehen“, meint der Grafiker, der sich aber nicht als Reformator verstanden wissen will.

„Ich habe eine starke Bindung zu dem einen Allmächtig­en“, sagt Kalian, der als Kind langjährig ministrier­t hat. Kirchlich engagiere er sich noch heute, auch durch honorarfre­ie Arbeitsauf­träge. Kalian, der die Katholisch­e Kirche als „männerdomi­niert“ansieht, wünscht sich ein Weiheamt für Frauen. Franziskus inspiriere den Grafiker, der den „großen Papst“mit den Worten zitiert: „Wir haben herzlich wenig für Frauen getan, die sich in sehr schweren Lagen befinden.“

Derzeit arbeitet Kalian an einem weiteren Banner, das an das Leid der Opfer des Konzentrat­ionslagers Mauthausen erinnern soll. Hans Gerhard Kalian plant, das Werk einer Kirchengem­einde zu spenden.

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Hans Gerhard Kalian vor seiner künstleris­chen Interventi­on

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