Der wahre Held ist nicht nur Bolt
Kärntens Sprinttalent Carina Pölzl lernte in ihrem dreiwöchigen Trainingslager auf Jamaika Land und Leute kennen. Die 19-Jährige kam Superstar Bolt nahe und traf Sprintass Fraser-Pryce. Der Nachwuchs bekommt viel Aufmerksamkeit.
Jamaika, die vermutlich farbenfrohste Insel in der Karibik. Ein Hauch von Urlaubsfeeling gefällig? Sprinttalent Carina Pölzl hat Prioritäten der ganz anderen Klasse. Die 19-Jährige zog es drei Wochen lang auf die Antillen-Insel, um sich ideal auf die Freiluftsaison vorzubereiten. „Die Bedingungen sind erstklassig. Als Sprinterin brauchst du Wärme“, so die Klagenfurterin, die mit den ÖLV-Athletinnen Ivona Dadic und Stephanie Bendrat eine Trainingsgruppe bildet.
Wie stellt man sich die Zeit in solch’ einem Urlaubsdomizil vor? „Die Leute sind aufgeschlossen, interessiert und stellen einem zig Fragen. Sie akzeptieren dich als Weiße sofort“, erzählt die Ausnahmekönnerin, die die lockere Art nicht auf Dauer aushalten würde, denn „sie sind unpünktlich und das kannst du dir im Sport nicht er- lauben“. Fasziniert ist sie von den Einheimischen, die sich mit wenig zufrieden geben: „Sie trainieren auf Gras und haben uralte Geräte. Das kann man sich nicht vorstellen. Luxus: Fehlanzeige.“Im legendären Boltstadion schwitzt die Kärntnerin ein bis zwei Einheiten täglich: „Wir versuchen, mit den Jamaikanerinnen zu trainieren, aber die fangen oft um fünf Uhr früh an, da sie danach Uni haben, das ist doch etwas zu früh.“
Ihr Höhepunkt war der Besuch bei den „Champs“, den Highschoolmeisterschaften: „Das war unglaublich! Jeder Jamikaner kennt sich in der Leichtathletik aus. Das Natio- nalstadion war mit 35.000 Zusehern ausverkauft. Die Bewerbe wurden live im TV übertragen, dabei sind die Athleten zwischen 12 und 19 Jahre alt. Das war eine Wahnsinns-Erfahrung. Stars wie Powell oder FraserPryce waren auch vor Ort. Jamaika und Leichtathletik passt wie die Faust aufs Auge.“
Sonst dreht sich alles um Superstar Usain Bolt? „Sollte man meinen, aber die Helden sind auch die Nachwuchsathleten. Kurios, ist aber so. Bei einer Pressekonferenz war er zum Greifen nah. Er ist größer als gedacht. Cooler Typ.“Das Thema Drogen ist für sie ein absolutes No-Go. Am Strand wollte man den rot-weiß-roten Läuferinnen etwas „andrehen“– ohne Erfolg. „Wenn man zum Beispiel das Appartementfenster öffnet, kam ein Schwall Rauch herein, aber das ist hier so. Es laufen auch Kühe und Ziegen herum. Mich wundert nichts mehr“, nimmt es Pölzl, die in einem Wohnheim in Kingston untergebracht ist, mit Humor. An die Preise muss sie sich erst gewöhnen. Mangos, Papayas sind günstig, aber „Erdbeeren oder Cornflakes kosten acht Euro, dafür ist die Unterkunft mit 500 Euro im Monat nicht teuer.“
An einem Wochenende flog die Blondine auf die CaymanIslands. „Dort hab’ ich meine Cousine besucht. Wir hatten eine coole Zeit.“Heute Abend geht der Flieger zurück in die Heimat. Was nehmen Sie mit? „Den unbändigen Ehrgeiz und das Streben trotz weniger Mittel. Da merkt man erst, wie verwöhnt man in Österreich ist.“