Rauswurf wird zum PR-Fiasko
Fluglinie United Airlines steht nach unsanftem Entfernen eines ihrer Fluggäste aus Maschine gehörig unter Druck.
Ein Schlagwort wird zum Albtraum eines Unternehmens und seiner Presseabteilung: Mit „Boycotunited“rufen Tausende Menschen dazu auf, die amerikanische Fluglinie United Airlines zu meiden. Der Grund: Wie berichtet, wurde ein Passagier trotz gültigen Tickets vor dem Abflug in Chicago durch den Kabinengang aus dem Flugzeug gezerrt. „Das ist falsch, seht doch, was ihr ihm angetan habt“, riefen erboste Fluggäste.
Die Maschine war überbucht, es gab nicht genug Sitzplätze für alle Passagiere. Weil niemand freiwillig aussteigen wollte, ordnete die Fluglinie den Rauswurf an. Handyaufnahmen, auf denen die Aktion zu sehen ist, gehen seither um die Welt.
Es ist nicht das erste PR-Fiasko der amerikanischen Fluglinie in diesem Jahr. Erst Ende März wurde das Unternehmen scharf kritisiert, nachdem es zwei Teenagern den Zutritt in das Flugzeug verwehrt hatte, weil sie Leggings trugen.
Der rabiate Rauswurf hat aber eine andere Dimension: Nicht nur wurde Gewalt gegen einen Kunden mit gültigem Ticket angewendet, auch die Reaktion von Vorstandschef Oscar Munoz erregte die Gemüter, da er zunächst eine umfassende Entschuldigung ausdrücklich vermied. Statt Verantwortung zu übernehmen, setzte man auf Kalmierung. In einem in den US-Medien zitierten internen Mail soll Munoz den Raus- schmiss sogar verteidigt haben. Der Passagier habe nicht kooperiert, es sei nötig gewesen, die Flughafenpolizei zu rufen.
Auch in China ist die Aufregung nach dem Vorfall mit dem chinesischstämmigen Passagier groß. Für United ist China ein wichtiger Markt, die Anleger werden nervös. Auch das Weiße Haus reagierte: Der Sprecher des US-Präsidenten, Sean Spicer, sprach in einer Presse- konferenz von einem „unglücklichen Vorfall“.
Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Mit der Persiflage eines Werbespots von United Airlines sorgt Fernsehkomiker Jimmy Kimmel für einen Internet-Hit. „Sie fliegen, wenn wir es sagen. Wenn nicht – Pech gehabt“, lässt eine breit lächelnde Stewardess wissen – mit angelegten Schlagringen.