Wie Sie mit einem Sessel Ihren Chef austricksen
Die Magie des Unbewussten: Eaglemans neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung.
Achten Sie darauf, dass Ihr Chef auf einem weichen Sessel sitzt, wenn Sie das nächste Mal mit ihm verhandeln! Untersuchungen aus der Hirnforschung haben gezeigt, dass man auf einem harten Sessel kompromissloser verhandelt, während man auf einem weichen Sessel sitzend eher zu Zugeständnissen bereit ist. Eine übel riechende Umgebung führt dazu, dass wir strengere moralische Urteile fällen und ungewöhnliche Entscheidungen anderer eher für verwerflich halten. Über Angehörige sprechen wir positiver, wenn wir statt eines kalten Drinks eine warme Tasse Tee in Händen halten. Das alles beschreibt der amerikanische Neurowissenschaftler David Eagleman in seinem Buch „The Brain – Die Geschichte von dir“. Er stützt sich dabei nicht zuletzt auf die Entdeckungen Sigmund Freuds vor mehr als 100 Jahren: Der menschliche Geist sei wie ein Eisberg, der sich zum größten Teil unserem Bewusstsein entziehe. Freuds Thesen können heute mithilfe von Hirnscannern nachgewiesen werden. Eagleman, einer der bekanntesten Hirnforscher der Welt, untersucht an der Stanford University das Unbewusste und die menschliche Wahrnehmung. Der 46-Jährige ist davon überzeugt, dass die Neurowissenschaft heute erst am Anfang einer neuen kopernikanischen Revolution steht. Wie Kopernikus und Galilei zum Schluss kamen, dass der Planet Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, Darwin die Menschheit auf einen Ast im Stammbaum des Tierreichs reduzierte und Einsteins Relativitätstheorie und die Quantenmechanik unsere Vorstellung von der physikalischen Wirklichkeit auf den Kopf stellten, entdeckte Sigmund Freud, ursprünglich Neurologe, die Macht des Unbewussten, den verborgenen Mechanismus hinter den Kulissen. „Wir befinden uns nicht im Mittelpunkt unserer selbst, sondern irgendwo am Rande, genau wie die Erde in der Milchstraße“, sagt Eagleman, der mit „The Brain“eine wunderbare Brücke zwischen der aktuellen Hirnforschung und uns Menschen schlägt. Lustvoll und verständlich beschreibt er, dass „Gehirne wie Schneeflocken sind: jedes einzigartig“.