Traumduell zwischen den Besten der Besten
Auch heute heißt es beim „Grand Prix von Bahrain“wieder: Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel.
Eigentlich könnten sie unterschiedlicher kaum sein, die zwei mehrmaligen Weltmeister, die den WMTitel 2017 wohl unter sich ausmachen werden: Auf der einen Seite Lewis Hamilton, der Rockstar unter den Formel-1-Piloten, permanent auf allen Social-Media-Kanälen vertreten, Freund der großen Show und des „Bling-Bling“, einer, der den Eindruck macht, mit auffälliger Optik und hin und wieder auch ein bisschen Exzentrik eine Kindheit kompensieren zu wollen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens begann.
Sebastian Vettel, Kind einer soliden Mittelstandsfamilie – und auch selbst überzeugter Familienmensch. Einer, der auch als x-facher Millionär Glanz und Glamour nach außen überhaupt nicht braucht, der sich und sein Privatleben so weit wie möglich von der Öffentlichkeit abschirmt, dem das ganze Thema „soziale Medien“nur ein absoluter Graus ist.
Doch so unterschiedlich sie auch sein mögen, so gut kommen sie – zumindest noch – miteinander aus. Als Vettel in Australien gewann, gratulierte ihm Hamilton direkt nach dem Rennen so herzlich und ehrlich, wie er es nach einer Niederlage wohl selten einem Konkurrenten gegenüber getan hatte. Umgekehrt hatte auch Vettel kein Problem damit, in China Hamiltons perfekte Leistung anzuerkennen, auch wenn er sich selbst vor allem durch äußere Umstände um eine Siegchance gebracht sah. Was die beiden eint, ist der gegenseitige Respekt – und wohl auch die Überzeugung, in der derzeitigen Formel-1-Welt die Besten zu sein. Die Zahlen sprechen für sich: Vettel hat schon vier WM-Titel auf seinem Konto, Hamilton drei – und das eigene Gefühl, nur durch die Technik im vergangenen Jahr um den vierten gebracht worden zu sein.
Dass es bisher noch nie zu einem direkten Titelduell zwischen ihnen kam, lag an den Voraussetzungen: In Vettels großer Red-Bull-Zeit von 2010 bis 2013 hatte Hamilton nie ein wirklich konkurrenzfähiges Auto, danach war es umgekehrt. Wohl auch deshalb freuen sie sich jetzt so darauf, dass es zum ultimativen Zweikampf der Besten kommt – unter halbwegs
gleichen technischen Voraussetzungen.
„Die Saison war bisher fantastisch“, sagte Lewis Hamilton in Bahrain und gab damit zu verstehen, dass ihm die harte Konkurrenz von Vettel offensichtlich mehr Spaß macht als das teaminterne Duell der letzten drei Jahre gegen Nico Rosberg. Was verschiedene Gründe haben dürfte: Erstens schätzte er Rosberg offenbar nie so hoch ein wie Vettel, hatte da immer das Gefühl, dass es nur durch seine eigenen technischen Probleme tatsächlich so eng wurde. Zweitens ist ein Titelkampf unter Teamkollegen schon deshalb stressiger, weil fast automatisch der Verdacht auf teaminterne Politik aufkommt, sich immer jemand benachteiligt fühlt, es aber andererseits schwieriger ist, Niederlagen auch sich selbst gegenüber eher auf das Material zu schieben, als die Leistung des Kontrahenten anerkennen zu müssen.
Der Brite glaubt, dass es das ganze Jahr über zwischen den beiden so eng bleiben wird wie in den ersten beiden Saisonrennen. Für Bahrain sieht er durch die hohen Temperaturen sogar Ferrari im Vorteil, auch aufgrund der Reifenvorteile, die Ferrari bei solchen Bedingungen zu haben scheint. Dass ihm das Sorgen macht, ihn unter Druck setzt, diesen Eindruck erweckt er aber nicht. Im Gegenteil. Und auch Vettel läuft entspannt wie schon lange nicht mehr durchs Fahrerlager. Beflügelt von der Aussicht auf einen heißen Titelkampf . . .