Später Triumphzug in Hollywood
Nach Karrieretief wieder dick im Geschäft: Mime Michael Keaton.
Dieses Bild vergisst man nicht: In weißer Altherrenunterhose rennt Michael Keaton als abgehalfterter Hollywoodstar über den Times Square – verfolgt von jauchzenden Massen und ihren Smartphones. Mit „Birdman“, der bitterbösen Showbiz-Satire, katapultierte sich der frühere „Batman“-Held, 2014 grandios und von Selbstzweifeln zerfressen zurück an die Spitze der Traumfabrik. Ausgerechnet als Mime, der von seinem Superhelden-Über-Ich gestalkt und verfolgt wird. Das zeugt von Selbstironie. Auch wenn Keaton von der Oscar-Academy ohne Goldbuben wieder heimgeschickt wurde, ebnete diese Rolle nach 25 Jahren Hackeldienst in Hollywood und vielen Nebenrollen („Jackie Brown“oder „Out of Sight“) endlich den Weg für Filme, in denen der 66-Jährige mit den unberechenbaren Grübelfältchen sein Talent für zerrissene, leicht wahnsinnige Typen wieder voll ausspielen kann. Auf „Birdman“folgte die Hauptrolle im oscarprämierten Aufdeckerdrama „Spotlight“, in dem er als investigativer Journalist einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufdeckt.
H eute läuft Keatons neuer Film in den Kinos an: In „The Founder“verkörpert er wieder einmal die Rolle seines Lebens – den skrupellosen Geschäftsmann Ray Kroc, der sich in den 1950ern die MacDonald’s-Kette unter den Nagel riss und zu einem Weltimperium ausbaute. Klingt nach amerikanischem Traum. Keaton, der eigentlich als Michael Douglas geboren wurde, hält den Film aber für brisant und relevant: „Es geht um freie Marktwirtschaft, Kapitalismus, Amerika und Einwanderung“, sagt Keaton in Interviews. Und vielleicht klappt’s ja 2017 auch mit dem Oscar.