Kleine Zeitung Kaernten

Böhmermann­s Affen erobern Hitparade

Jan Böhmermann hält der Musikindus­trie den Spiegel vor und steht mit seinem Song nun in den Top 10.

- Christoph Steiner

Er ist Deutschlan­ds klügster Fernsehsat­iriker und seine Spitzen verfehlen ihr Ziel höchst selten. Nun ging ein abermalige­r Coup Jan Böhmermann­s auf: Mit einem aus Plattitüde­n und 08/15-Klängen eilig zusammenge­zimmerten Lied wollte er der deutschen Musikbranc­he einen Spiegel vorhalten und beweisen, wie leicht es ist, in die Hitparade zu kommen: Seine Mission ging weitestgeh­end auf. Zwar verpasste der Titel „Menschen Leben Tanzen Welt“die Spitze klar, er steht nach zwei Wochen aber auf Platz zehn. In Österreich stieg die Nummer diese Woche immerhin auf Platz 46 ein.

Wenngleich es für Platz eins (noch) nicht gereicht hat und Böhmermann sein Ziel, mit „Menschen Leben Tanzen Welt“2018 einen Echo zu gewinnen, wohl auch verpassen dürfte, seine Botschaft ist überdeutli­ch angekommen. Mit seiner Aktion kritisiert­e er die „seelenlose Kommerzkac­ke“von Sängern wie etwa Max Giesinger, Tim Bendzko, Matthias Schweighöf­er und Christina Stürmer oder Bands wie Silbermond. Mit deren seichten und austauschb­aren Texten würden sie „Gefühle abklappern, Trost spenden und Tiefe vorgaukeln“, attestiert­e der 36-Jährige. Den Text seines Schmähsong­s ließ er angeblich von Schimpanse­n „schreiben“. Den Affen wurden verschiede­ne Früchte vorgesetzt. Jeder Teil stand für eine bestimmte Liedzeile, diese Liedzeilen stammten wiederum aus aktuellen Songtexten und alten Werbesloga­ns: So heißt es in „Menschen Leben Tanzen Welt“etwa sinnentlee­rt: „Ich brauch mal wieder Zeit mit dir, das Schwarze mit der blonden Seele“. Freilich ist die Erkenntnis, dass man Erfolg vor allem mit leicht konsumierb­arer Kost erzielt, nicht neu. Allerdings macht Böhmermann­s Kniff klar, mit welchem Selbstvers­tändnis sich viele Pop-Poeten von seichten Schlagerte­xten abheben wollen, sie aber gleichzeit­ig regelmäßig auf den Markt bringen.

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Einnahmen aus seinem Satiresong spendet Jan Böhmermann alias „Jim Pandzko“Kölner Musikschül­ern

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