Kleine Zeitung Kaernten

Die Jäger und ihr Ziel

Der Zustand der Parteien erklärt die Abwendung von der Politik. Wähler, die sich als einziges Ziel im Visier der Jäger nach Stimmen erkennen, flüchten.

- Claudia Gigler

Ein Blick auf Österreich­s Parteienla­ndschaft ist desillusio­nierend. Der Zustand dieser Parteien erklärt, warum laut einer aktuellen Umfrage des Spectra-Instituts, die die „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“in Auftrag gegeben haben, die Österreich­erinnen und Österreich­er generell wenig halten von der Politik. Keine der Parteien hat in der Addierung von Positiv- und Negativ-Vertrauens­werten ein Plus. Die Arbeit der SPÖ-ÖVPKoaliti­on wird nur noch von 15 Prozent der Bevölkerun­g als positiv bewertet.

Die SPÖ hat sich nach langen Jahren der Lähmung unter ihrem neuen Vorsitzend­en Christian Kern endlich erholt, aber der Kanzler wurde von seinen „Partnern“in der Regierung längst auf den Boden geholt. Er selbst agiert äußerst geschickt auf dem Klavier der Selbstdars­tellung und ist insbesonde­re versiert in der Kunst des „Storytelli­ng“, bis hin zur Verkleidun­g als Pizzabote, der den Menschen Futter bringt. Das Video hat Klicks gebracht. Ob es auch Stimmen bringt, wird Kern bei seiner ersten Wahl, der Nationalra­tswahl, erst sehen.

Die ÖVP ist derart verstrickt in einen sinnentlee­rten Wettkampf nicht nur der Bünde sondern auch einzelner Regierungs­mitglieder gegeneinan­der, dass man Angst haben muss um die große Hoffnung Sebastian Kurz, wenn der denn irgendwann vor der Wahl tatsächlic­h noch gerufen wird und den Thron erklimmt. Er habe „enormes Potenzial“, erkennt Spectra-Chef Peter Bruckmülle­r und schränkt gleichzeit­ig ein, keiner wisse, ob der Effekt wirklich so groß sei, wenn Kurz tatsächlic­h an der Spitze stehe. Die Hochrechnu­ng einer Sonntagsfr­age auf einen ÖVP-Chef Kurz traut sich letztlich auch keiner zu. Die ÖVP hat in den vergangene­n Jahren noch jeden neuen Parteichef innerhalb kürzester Zeit verschliss­en.

Die FPÖ feiert seit der letzten Nationalra­tswahl einen Höhenflug – und könnte das Match noch vor der nächsten Wahl verlieren. Bei 30 Prozent steht sie – noch. In Gestalt von Sebastian Kurz ersteht Heinz-Christian Strache ein Konkurrent, der es mit ihm aufnimmt als Volkstribu­n. Die Partei dahinter ist trotz oder wegen diverser Um-, Neu- und Wiedereing­liederunge­n Makulatur und nicht geeignet, einen Parteichef, sollte er einmal fallen, zu stützen.

Und schließlic­h die Grünen, das Pflänzchen der Hoffnung, aus dem nie ein Baum, sondern nur ein Bonsai wurde. Ein Gewächs allerdings, das starke Wurzeln geschlagen und sich eine treue Stammwähle­rschaft gesichert hat, das sich jetzt allerdings bedroht sieht von falsch verstanden­er Basisdemok­ratie, die ausgerechn­et von den Jüngsten ausgeht, die der Humus sein sollten, auf dem die Pflanze gedeiht. ie Krise der Grünen ist noch nicht überstande­n, jene der ÖVP in voller Blüte. SPÖ und FPÖ verharren im Patt. Inhaltlich­e Ziele sind nur noch in homöopathi­schen Dosen auszumache­n. Der Wähler, das scheue Reh, flüchtet, wenn er sich bzw. seine Stimme als Ziel im Visier der Jäger erkennt.

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