Die Jäger und ihr Ziel
Der Zustand der Parteien erklärt die Abwendung von der Politik. Wähler, die sich als einziges Ziel im Visier der Jäger nach Stimmen erkennen, flüchten.
Ein Blick auf Österreichs Parteienlandschaft ist desillusionierend. Der Zustand dieser Parteien erklärt, warum laut einer aktuellen Umfrage des Spectra-Instituts, die die „Oberösterreichischen Nachrichten“in Auftrag gegeben haben, die Österreicherinnen und Österreicher generell wenig halten von der Politik. Keine der Parteien hat in der Addierung von Positiv- und Negativ-Vertrauenswerten ein Plus. Die Arbeit der SPÖ-ÖVPKoalition wird nur noch von 15 Prozent der Bevölkerung als positiv bewertet.
Die SPÖ hat sich nach langen Jahren der Lähmung unter ihrem neuen Vorsitzenden Christian Kern endlich erholt, aber der Kanzler wurde von seinen „Partnern“in der Regierung längst auf den Boden geholt. Er selbst agiert äußerst geschickt auf dem Klavier der Selbstdarstellung und ist insbesondere versiert in der Kunst des „Storytelling“, bis hin zur Verkleidung als Pizzabote, der den Menschen Futter bringt. Das Video hat Klicks gebracht. Ob es auch Stimmen bringt, wird Kern bei seiner ersten Wahl, der Nationalratswahl, erst sehen.
Die ÖVP ist derart verstrickt in einen sinnentleerten Wettkampf nicht nur der Bünde sondern auch einzelner Regierungsmitglieder gegeneinander, dass man Angst haben muss um die große Hoffnung Sebastian Kurz, wenn der denn irgendwann vor der Wahl tatsächlich noch gerufen wird und den Thron erklimmt. Er habe „enormes Potenzial“, erkennt Spectra-Chef Peter Bruckmüller und schränkt gleichzeitig ein, keiner wisse, ob der Effekt wirklich so groß sei, wenn Kurz tatsächlich an der Spitze stehe. Die Hochrechnung einer Sonntagsfrage auf einen ÖVP-Chef Kurz traut sich letztlich auch keiner zu. Die ÖVP hat in den vergangenen Jahren noch jeden neuen Parteichef innerhalb kürzester Zeit verschlissen.
Die FPÖ feiert seit der letzten Nationalratswahl einen Höhenflug – und könnte das Match noch vor der nächsten Wahl verlieren. Bei 30 Prozent steht sie – noch. In Gestalt von Sebastian Kurz ersteht Heinz-Christian Strache ein Konkurrent, der es mit ihm aufnimmt als Volkstribun. Die Partei dahinter ist trotz oder wegen diverser Um-, Neu- und Wiedereingliederungen Makulatur und nicht geeignet, einen Parteichef, sollte er einmal fallen, zu stützen.
Und schließlich die Grünen, das Pflänzchen der Hoffnung, aus dem nie ein Baum, sondern nur ein Bonsai wurde. Ein Gewächs allerdings, das starke Wurzeln geschlagen und sich eine treue Stammwählerschaft gesichert hat, das sich jetzt allerdings bedroht sieht von falsch verstandener Basisdemokratie, die ausgerechnet von den Jüngsten ausgeht, die der Humus sein sollten, auf dem die Pflanze gedeiht. ie Krise der Grünen ist noch nicht überstanden, jene der ÖVP in voller Blüte. SPÖ und FPÖ verharren im Patt. Inhaltliche Ziele sind nur noch in homöopathischen Dosen auszumachen. Der Wähler, das scheue Reh, flüchtet, wenn er sich bzw. seine Stimme als Ziel im Visier der Jäger erkennt.
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