Kleine Zeitung Kaernten

Vergessen Gedenkfeie­r in Klagenfurt zu Ehren ermordeter Kärntner Opfer des NS-Terrors und vertrieben­er Kärntner Slowenen.

- „Gedenkkult­ur

Teure Gattin! Ich schicke dir die schönsten Grüße zum letzten Mal und ich bitte dich schön, sorge für die Kinder“, schrieb der Kärntner Slowene Miha Zˇupanc im April 1943, bevor er wie zwölf andere Opfer der NS-Vernichtun­gsjustiz am 29. April 1943 in Wien enthauptet wurde. Sie gehörten zu den 47 Widerstand­skämpfern und -kämpferinn­en, die am Landesgeri­cht Klagenfurt vom Volksgeric­htshof mit „Blutrichte­r“Roland Freisler zum Tode verurteilt worden waren.

Ihnen ist die Gedenkvera­nstaltung des Vereins „Memorial Kärnten-Koroˇska“am 28. April gewidmet. Diesmal beginnt die Feier, die auch an die Vertreibun­g der Kärntner Slowenen vor 75 Jahren erinnern will, im Klagenfurt­er Burghof, wo sich das Gestapo-Hauptquart­ier beDie fand. Das „Gedenkgehe­n“führt zum Landesgeri­cht, wo 2013 eine Gedenkstel­le von Klaus Holler mit 47 Namen der Opfer eingeweiht wurde, damit beim Betreten des Gerichts die „Pflicht zur Erinnerung“wahrgenomm­en werde, wie Gerichtspr­äsident Bernd Lutschouni­g betonte.

Im Burghof wird Schauspiel­er Marcus Thill Szenen aus Werner Koflers Drama gegen die Verdrängun­g der Nazi-Vergangenh­eit „Tanzcafé Treblin- ka“rezitieren. Das von Ute Liepold inszeniert­e Stück könne man in konzentrie­rter Form nacherlebe­n, meinen Ilse Gerhardt und „Memorial“-Obmann Franc Wakounig.

wird angesichts aktueller politische­r Entwicklun­gen immer wichtiger“, betont Wakounig. Es gehe nicht um Abrechnung, sondern um die Klarmachun­g, dass der Begriff „Wehret den Anfängen“immer noch Gültigkeit habe. Namen der Opfer dürften nicht gelöscht, sondern müssten in den Gedenkkano­n des Landes eingebunde­n werden.

Auf das oft vergessene Leid der zurückgela­ssenen Kinder der Opfer verweist Historiker­in Brigitte Entner. Viele verloren beide Elternteil­e, Geschwiste­r wurden auf unterschie­dliche Pflegefami­lien aufgeteilt. Die vertraute Mutterspra­che mussten sie von einem auf den anderen Tag aufgeben. All das dürfe nie mehr geschehen.

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