Bernd Wiesberger siegte mit seiner Leichtigkeit des Seins.
Ich fühle mich jetzt schon ein bisschen erleichtert“, sagte er nach seinem Triumph. Ja, Bernd Wiesberger scheint nicht unbedingt ein Mensch der großen Emotionen zu sein. Vielmehr verkörpert der Burgenländer die Leichtigkeit des Seins – eine Eigenschaft, die dem 31-Jährigen schon in manchen Situationen zugutekam. Wie etwa diesmal auf einer dramatischen Finalrunde des zur European Tour zählenden Shenzhen International, wo der Österreicher die Ruhe in Person zu sein schien – zumindest nach außen hin.
Mit drei Schlägen Vorsprung war Wiesberger in China in die letzte Runde gestartet, am Ende rettete er sich gerade noch ins Stechen gegen den starken Engländer Tommy Fleetwood. „Es hätte mich erwischen können. Doch ich bin ruhig geblieben und habe gut gespielt“, beschreibt der Top-Spieler die knifflige Situation. Ruhig blieb er dann auch am ersten Extraloch, wählte auf der 18 den ris-
kanten Weg über das Wasser und wurde dafür am Ende mit dem entscheidenden Birdie belohnt. Kommentar: „Ich bin einfach nur dankbar, dass ich diesen einen Schlag gemacht habe, als ich ihn machen musste. Ich habe aber nie daran gezweifelt, dass ich mir den Titel noch holen würde.“Selbstvertrauen – check!
Für Wiesberger ist es der fünfte große Profi-Turniersieg und der vierte auf der European Tour. Die Belohnung kann sich sehen lassen: 437.017 Euro Preisgeld (brutto) sowie eine deutliche Verbesserung in der heute neu erscheinenden Weltrangliste. Dort lag der Blondschopf vor dem Shenzhen International auf Position 43, heute dürfte es die 31. Stelle sein.
Der Triumph im Fernen Osten (es war der erste Turniersieg seit den Open de France im Juli 2015) ist das i-Tüpfelchen auf eine tolle Serie, die Wiesberger in den vergangenen Wochen und Monaten hingelegt hat. So verpasste der Oberwarter seit der US-PGA-Cham- pionship im September bei seinen letzten 15 Einsätzen nicht einmal den Cut und notierte gleich sieben Top-Fünf-Platzierungen. Diese starken Auftritte schlagen sich auch im „Race to Dubai“der European Tour nieder: Dort hält Österreichs Ausnahmekönner nach acht gespielten Turnieren mit 932.691 verdienten Euro den tollen sechsten Rang und liegt damit sogar drei Plätze vor Superstar Rory McIlroy.
Mit dem Sieg im Gepäck fliegt Wiesberger nun weiter zu den am Donnerstag beginnenden China Open in Peking. Dort ist ihm alles zuzutrauen – mit der alten Leichtigkeit des Seins und dem neu gewonnenen Selbstvertrauen.