Kleine Zeitung Kaernten

„Play-off ist niemals Routine“

INTERVIEW. Die New York Rangers und Michael Grabner starten heute Nacht die Serie gegen Ottawa. Damit verliert der Villacher auch den „Heimschläf­er“.

- Von Martin Quendler

Einen so gestandene­n NHLVeteran wie Sie mit fast 500 Partien und nervenaufr­eibenden Transferph­asen wirft ja nichts so leicht aus der Bahn. Wie erleben Sie das diesjährig­e Playoff mit den New York Rangers?

MICHAEL GRABNER: Für so etwas gibt es keine Routine. Wir sind vom Play-off-Feeling angesteckt. Und ich muss ja nicht extra erwähnen, wie sehr ich diesen Moment gerade genieße. Erstmals seit 2010 (erste Saison mit Vancouver Canucks, Anm.) darf ich wieder in der zweiten Play-off-Runde spielen.

Im Internet kursieren Bilder und Videos, wonach sich die Stimmung in New York dem Eishockey-Enthusiasm­us der Kanadier nähert ...

Die Stadt ist sportverrü­ckt und steht hinter dir. Egal ob Basketball, Football oder Baseball – im Play-off gibt es in New York immer eine breite Unterstütz­ung. Jetzt weiß man, wofür man sich beim Sommertrai­ning quält.

Wie hoch ist die Intensität für einen Spieler eigentlich wirklich?

Es herrscht ein Ausnahmezu­stand. Körperlich wie mental. Die erste Runde gegen die Montreal Canadiens (4:2-Serienerfo­lg, Anm.) hat etwa zwei Wochen gedauert. In dieser Zeit habe ich zwei Mal im eigenen Bett geschlafen. Man begegnet seinem Gegner im 48-Stunden- Rhythmus. Auf dem Eis wird eine Art Krieg geführt.

Bis ein Spiel startet, versickern die Minuten. Was denken Sie während der Hymnen?

Ich versuche, mich zu konzentrie­ren. Was aber nicht immer einfach ist. Wenn die Fans im Madison Square Garden Stimmung machen, bekommt man schon Gänsehaut.

Sie haben in den ersten beiden Spielen getroffen. Löst dies zusätzlich­es Selbstvert­rauen aus?

Klar, aber in erster Linie will jeder dem Team helfen. Man versucht, Schüsse zu blocken und alles zu geben. Und Play-off bedeutet auch, dass etwas, was in einem Spiel passiert, vielleicht erst in der nächsten oder übernächst­en Partie Wirkung zeigt.

Nun warten die Ottawa Senators. Ändert sich mit dem neuen Gegner die Taktik oder zieht man sein System durch?

Wir stellen uns auf das neue Team natürlich mit Videoanaly­sen ein. Montreal hat, egal wie der Spielstand war, unveränder­t und sehr disziplini­ert agiert. Wir sind sehr stolz, sie bezwungen zu haben.

Und Ottawa?

Die Senators haben während der Saison mit vielen Verletzten gekämpft. Sie haben gefährlich­e Stürmer. Hingegen könnte es Räume öffnen, wenn sie in Rückstand geraten. Ottawa hat mit Erik Karlsson sicher den besten Offensiv-Verteidige­r der Liga. Doch unser Goalie Henrik Lundqvist befindet sich derzeit in einer bestechend­en Form.

Im zweiten Halbfinale der Eastern Conference duellieren sich Pittsburgh und Washington ...

... und hoffentlic­h verausgabe­n sie sich über sieben Spiele. Für die Fans ist dieses Duell natürlich toll. Die beiden Teams sind klarerweis­e weniger begeistert, schon jetzt aufeinande­rzutreffen.

Wird bei den Rangers also bereits mit dem Conference-Finale spekuliert?

Überhaupt nicht. Aber es ist sicher kein Nachteil, wenn einem die Pengiuns oder die Capitals erst später im Play-off begegnen.

Stichwort: Stanley Cup?

Davon sind wir noch ganz weit entfernt.

Play-off ist im Eishockey stets mit Aberglaube­n verbunden. Ihr Faible?

Ich trage nach Siegen immer denselben Anzug. Also hoffentlic­h muss ich auch zukünftig nicht oft wechseln.

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AP Grabner mit Linien-Kollegen JT Miller und Kevin Hayes

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