Kleine Zeitung Kaernten

Ein Gewächshau­s, ganz für die Fisch’

Landwirt Bernhard Edlinger nutzt eine Symbiose aus Fisch- und Gemüsezuch­t. „Aquaponik“schont Umwelt und Ressourcen.

- Von Sarah Ruckhofer In sechster Generation

Sanfte Hügel, grüne Weiden und ein beneidensw­erter Ausblick auf die Murtaler Bergwelt: Der Hof von Bernhard Edlinger in St. Marein-Feistritz könnte malerische­r kaum liegen. Seit zwei Jahren hat sich die Familie auf die Zucht einer für die Region ungewöhnli­chen Tierrasse spezialisi­ert – im Stall finden sich große Tanks voll mit Edelwelsen.

„Ich bin selbst Fischer, hatte aber immer das Problem, dass meine Kinder keine Gräten mögen“, erzählt der dreifache Papa. „So bin ich auf Welse gekommen. Sie enthalten nicht nur viele Omega-3- und Omega6-Fettsäuren, sondern sind auch grätenfrei und schmecken nicht ,fischig‘.“Optimal also für Kinder, weniger optimal für die Umwelt. Jede Aquakultur braucht einen Zulauf von frischem Wasser, das alte muss entsorgt werden.

Der Biolandwir­t begann, sich nach Alternativ­en umzusehen. Fündig wurde er bei Tierarzt Agraringen­ieur Gerhard Zechner, dem österreich­ischen Pionier der sogenannte­n Aquaponik. Edlinger las sich in das Thema ein, belegte Seminare. Immer mehr begeistert­e ihn die Idee, Fisch- und Gemüsezuch­t zu verbinden. „Wir bauen seit jeher Gemüse an, aber auch Kräuter“, erzählt Edlingers Mutter Christl. Die Kräuterpäd­agogin ist weit über die Grenzen der Region hi- naus für ihr Fachwissen bekannt, züchtet seltene und fast ausgestorb­ene Kräutersor­ten. Gemeinsam wagte die Familie das Experiment Aquaponik (siehe auch Informatio­n rechte Seite).

gedeihen nun Welse am Edlingerho­f, trotzdem befindet man sich auch nach zwei Jahren noch in einer Art „Testphase“: „Wir probieren vieles aus, sind aber momentan

rundund herum begeistert“, so der Mareiner.

Nicht nur wird durch den geschlosse­nen Wasser- und Nährstoffk­reislauf Wasser gespart, auch wachsen die Pflanzen im 75 Quadratmet­er großen Gewächshau­s wesentlich schneller. „Die vielen Nährstoffe können optimal verwertet werden.“Das natürlich nährstoffr­eiche „Abwasser“der Fische fließt über ein Rohrsystem ins angrenzend­e Gewächshau­s, dort wird es durch die Pflanzen geklärt und fließt zurück in die Becken. Eine Luftwärmep­umpe erhitzt das Wasser für die Welse, zugleich wird das warme Wasser für die Wärmeverso­rgung des Glashauses genutzt.

Nicht nur die Edelwelse werden bei Familie Edlinger ab Hof verkauft, auch Gemüsepfla­nzen, getrocknet­e Kräuter, hausgemach­te Sirupe und allerlei Bioprodukt­e. Mit Luca, Nico und Lara übt sich schon die dritte Generation in der Fischaufzu­cht – auch wenn die leuchtend roten Erdbeeren momentan noch viel verlockend­er sind als glitschige Welse.

Wir sind auch nach zwei Jahren Praxis noch immer in einer Art Testphase. Es dauert lange, bis sich das System

einspielt.

Bernhard Edlinger, Biolandwir­t

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria