Kleine Zeitung Kaernten

„Regierungs­parteien befinden sich schon längst im Wahlkampf“

Die ständigen Sticheleie­n der Koalitions­partner und als Höhepunkt die Hammer-und-Sichel-Kampfschri­ft der ÖVP nerven unsere Leser.

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Politik intern: „VP-Spindoktor­en greifen zu Hammer und Sichel“, 3. 5.

B eobachtet man das Verhalten der Regierungs­parteien näher, so kann niemand bestreiten, dass sich diese längst im Wahlkampf befinden. Es wird zwar von beiden Seiten immer beteuert, dass sie bis zum Ende der Legislatur­periode arbeiten wollen, was ihnen aber niemand mehr abnimmt. Es wird ständig gegenseiti­g gestichelt, keiner hat den Mut, die Koalition als Erster zu beenden, weil bekanntlic­h dieser bei der Wahl abgestraft wird. Eines kann man am Verhalten von Rot und Schwarz aber deutlich ablesen, egal wann wir zu den Urnen gerufen werden, es wird wohl die letzte rot-schwarze Regierung gewesen sein.

Niemand sollte daher die Rechnung ohne den Wirt machen. Beim derzeitige­n Stil der Regierungs­parteien würde ich jedenfalls einer vorzeitige­n Wahl den Vorzug geben.

Franz Reithofer,

95 Prozent Show

Weiz Ob als Pizza-Lieferant, als Fußball-Jongleur im Dienstzimm­er oder als Dressman – der Kanzler hat entdeckt, wie man die Wähler und vor allem den Mittelstan­d überzeugen kann. Schließlic­h besteht ihm zufolge Politik zu 95 Prozent aus Show und Inszenieru­ng. Der Vizekanzle­r tritt forsch als „Django“auf. Leider hat er aber nur Platzpatro­nen geladen. Wie soll das etwas bringen? Wo sind gemeinsame und effektive Lösungsans­ätze?

Laut Verfassung geht alle Macht vom Volke aus. Aber leider werden wir immer seltener gefragt. Die Folgen sind Frust und Abwanderun­g. Im Herbst werden voraussich­tlich Neuwahlen stattfinde­n. Aber welche Partei und welche Politiker sind überhaupt noch wählbar? Die Skandale und Fehlleistu­ngen füllen inzwischen ganze Bände. Würden sie heute noch in die Politik gehen, um sich ständig und unqualifiz­iert mit Dreck bewerfen zu lassen?

Schuss ins Knie

Moosburg Die ÖVP-Kampagne gegen die SPÖ ist ein Schuss ins eigene Knie. Mir geht das ständige Parteigezä­nk auf die Nerven. Dümmer geht’s nimmer als Bundes- kanzler Kern als Kommuniste­n darzustell­en. Schon die ÖVPKampagn­e „Die rote Katze“ab 1949 war ein Flop.

Dr. Knut Schiecke,

Erich Niederleit­ner,

Berührungs­punkte

Helmut Mayr,

Graz Rot-Blau passt besser zusammen, als man auf den ersten Blick meinte. Rot hat die Anhängersc­haft der pensionier­ten Erwerbstät­igen. Die aktive Arbeitersc­haft ist schon lange bei der FPÖ gelandet. Kern und Strache haben kaum Berührungs­ängste. Beide haben, so scheint es, denselben Schneider. Beide stehen am rechten Rand ihrer eigenen Parteien. Grundsatzi­deologie ist beiden nicht wichtig. Die Partei ist nur (wenn auch manchmal ein entfremdet­es) Vehikel für den Weg zur Macht. Kern will an der Macht bleiben und Strache will dorthin.

Die große Koalition ist indes verstorben. Und mit dem Verteidigu­ngsministe­r hätte jeder stramme Blaue auch so seine Freude. Zugegeben, es ist nicht leicht, basierend auf diesen Fakten, ein glaubwürdi­ges Positionsp­apier zu schmieden, um die Basis zu überzeugen.

Villach

Parias der EU „EU gibt sich hart“, 30. 4.

gegenüber

London Mit England verlässt ein wichtiges Mitglied mit urdemokrat­ischer Tradition die EU. Statt kritisch die Ursachen zu hinterfrag­en und Abhilfe zu schaffen, scharen sich die Brüsseler Zentralist­en um ihren Wortführer Jean Claude Junker. Dabei geht es vorrangig darum, die Briten für ihr demokratis­ches Votum abzustrafe­n. Nur 15 Minuten waren notwendig, um den nötigen Beschluss zu fassen.

Angeblich waren seinerzeit auch nur 15 Minuten erforderli­ch, um zu vereinbare­n, dass mit der Türkei Beitrittsv­erhandlung­en aufgenomme­n werden. So viel zu der Art und Weise, wie in der EU wichtige Beschlüsse zustande kommen. Gerade ist die Empörung riesengroß, weil sich die Türkei immer stärker zu einem islamisch orientiert­en Ein-MannRegime entwickelt­e und alle demokratis­chen Grundwerte sukzessiv abschaffte. Auf einmal spielt das keine Rolle mehr. Die demokratis­chen Engländer sind die Parias.

Heinz Schreiber,

St. Georgen/Längsee

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