„Die Botschaft ist: Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch“
Beeindruckende Frau: Wilhelm Kuehs hat der Tirolerin Diana Budisavljevic´ , die mehr als 10.000 Kinder vor der Ustasˇa gerettet hat, ein Denkmal gesetzt.
Zwischen 1941 und 1945 rettete Diana Budisavljevic´ mehr als 10.000 Kinder aus den Konzentrationslagern der kroatischen Ustaˇsa. Die gebürtige Tirolerin, die ihrem kroatischen Mann nach Zagreb folgte und dort als Hausfrau und Mutter lebte, konnte und wollte beim Genozid an den Serben, Juden und Roma nicht zusehen. Wilhelm Kuehs hat ihr nun in seinem Roman ein Denkmal gesetzt. Wie kam es dazu, dass Sie über Diana Budisavljevic´ geschrieben haben?
Sie stammte aus Innsbruck und hieß mit Mädchennamen Obexer. Der Tyrolia Verlag hat seine Stammbuchhandlung seit Jahrzehnten im sogenannten Obexerhaus in der Innsbrucker Innenstadt, dem Geburtshaus Dianas. Es lag also nahe, ein Buch über sie zu machen. Da ich zwei Jahre lang an der Universität in Osijek/Kroatien unterrichtet habe, ist man an mich herangetreten. Und wie kam es dazu, dass Diana so viele Kinder gerettet hat? Diana war eine sehr mutige und durchsetzungsstarke Frau. Als sie erfuhr, dass Kinder in Lager gesteckt wurden und dort an Hunger litten und an Krankheiten starben, setzte sie alle Hebel in Bewegung. Sie arbeitete mit dem Roten Kreuz, der Caritas und der Antifaschistischen Frauenfront zusammen und schreckte auch nicht davor zurück, sogar Minister des Ustaˇsa-Regimes und Vertreter der Deutschen Wehrmacht um Hilfe zu bitten. Heute würde man sagen, Diana Budisavljevic´ war eine gute Netzwerkerin. Das machte den Erfolg aus. Warum weiß man hierzulande so wenig über sie? Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zunächst zog sich Diana nach dem Krieg ganz ins Privatleben zurück. Außerdem wollte offensichtlich niemand in Jugoslawien oder in Österreich an dieser Geschichte rühren. Man verschweigt die bestialischen Gräueltaten der Ustaˇsa bis heute. Schlimmer noch, in Kroatien erlebt die faschistische Ideologie der Ustaˇsa gerade wieder ein Revival. Auch Österreich, und besonders Kärnten, ist da nicht ohne Schuld. Seit Jahrzehnten marschieren jedes Jahr im Mai Tausende Faschisten am Loibacher Feld bei Bleiburg auf und huldigen der Ustaˇsa. Alle Versuche, dieses unwürdige Schauspiel zu unterbinden, sind bisher gescheitert. Es fehlt hier der politische Wille. Bei all dem, was Diana geleistet hat: Was hat Sie selbst am meisten beeindruckt? In ein KZ zu gehen und zu wissen, man kann jeden Moment erschossen werden. Diesen Schlächtern gegenüberzutreten und ihnen quasi die Kinder direkt aus der Hand zu nehmen, dieser Mut hat mich sehr beeindruckt. Aber das ist nur der Ausdruck einer zutiefst menschlichen und liebevollen Haltung, und das ist das eigentlich Bewundernswerte an Diana Budisavljevic´. Was können wir von dieser bemerkenswerten Frau lernen? Diana Budisavljevic´ half bedingungslos. Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch, das ist die Botschaft. Diana interessierte es nicht, aus welchen Gründen die Menschen in Lager gesteckt wurden. Sie würde heute auch nicht fragen, warum Menschen aus Afrika, dem Nahen Osten oder anderen Krisengebieten flüchten. Sie würde einfach helfen. Sie könnte es nicht ertragen, dass jeden Tag Flüchtlingskinder im Mittelmeer ertrinken. Und da hat sie natürlich recht. Egal, welche Ausrede man erfindet, Menschen in Not müssen gerettet werden.