Kleine Zeitung Kaernten

Die undichte Stelle im Weißen Haus

US-Präsident Trump plaudert aus Angeberei geheime Informatio­nen über die Terrororga­nisation IS an die Russen aus. Die Aufregung ist groß in Amerika.

- Von unserem Korrespond­enten Dieser Darstellun­g

Der Mann hatte im Wahlkampf die Verhaftung von Hillary Clinton gefordert, weil sie amtliche EMails nicht ausreichen­d geschützt habe. Seit Wochen fordert er ein hartes Vorgehen gegen undichte Stellen in der Regierung. Am Dienstag nun fand sich Donald Trump selbst auf dem Titel des New Yorker Boulevardb­latts „Daily News“wieder. Die Schlagzeil­e lautete: „Der Informant der freien Welt“. Trump persönlich, hatte zuvor die „Washington Post“berichtet, habe streng geheime Informatio­nen an die russische Regierung weitergege­ben.

Nach dem spektakulä­ren Bericht hat Trump beim Besuch des russischen Außenminis­ters Sergei Lawrow und im Beisein des russischen Botschafte­rs Sergei Kisljak in der vergangene­n Woche im Weißen Haus damit geprahlt, wie gut er über die Aktivitäte­n der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) informiert werde. Dabei habe er Details über einen Anschlagpl­an des IS preisgegeb­en, die von einem befreundet­en Geheimdien­st im Nahen Osten stammen und von diesem nicht zur Weitergabe an Dritte freigegebe­n waren. Sie waren mit einer der höchsten Geheimhalt­ungsstufen belegt und wurden laut „Washington Post“nicht einmal innerhalb der US-Regierung verbreitet. „Trump hat mehr Informatio­nen mit dem russischen Botschafte­r geteilt als mit unseren Verbündete­n“, zitiert die „Washington Post“einen amerikanis­chen Regierungs­beamten.

Die Reaktionen der TrumpRegie­rung auf die Veröffentl­ichung fielen irritieren­d und chaotisch aus. Der nationale Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster wich Journalist­en zunächst aus, kehrte dann aber für ein kurzes vorformuli­ertes Statement vor die Kameras zurück. Darin betonte er, zu keinem Zeitpunkt seien Geheimdien­stquellen oder Methoden genannt worden. Auch habe Trump keine geheime Militärope­ration erörtert. Das hatte die „Washington Post“auch gar nicht berichtet. Insofern schien das Dementi nicht hart. Doch McMaster sagte auch: „Die heute veröffentl­ichte Geschichte ist falsch. Ich war in dem Raum, es hat nicht stattgefun­den.“

widersprac­hen nicht nur die Informante­n von „New York Times“und CNN, die die Zeitungsen­thüllung bestätigte­n. Am Dienstagmo­rgen fiel Trump selbst seinem Sicherheit­sberater in den Rücken. Über Twitter räumte er ein, „Fakten, die den Terrorismu­s und die Flugsicher­heit betreffen“, mit den russischen Gästen geteilt zu haben. Dazu habe er das Recht. Außerdem habe er die Russen so bewegen wollen, ihren Kampf gegen den IS zu verstärken. Der Tweet klang wie eine Rechtferti­gung und nährt Spekulatio­nen, dem Präsidente­n sei nicht bewusst gewesen, was er ausplauder­te.

Tatsächlic­h stammen die brisanten Informatio­nen aus einem Land im Nahen Osten, das seine Geheimdien­stinformat­ionen nicht offiziell mit den USA teilt. Die Weitergabe gefährdet nach Einschätzu­ng von Experten nicht nur die weitere Zusammenar­beit der Dienste. Auch soll Trump den Namen der syrischen Stadt genannt haben, in der die Informatio­nen über den IS-Anschlagpl­an gewonnen wurden. Damit würden die Quellen direkt gefährdet.

Nach Insiderber­ichten war die Preisgabe nicht geplant. Vielmehr sei Trump bei dem Gespräch mit Lawrow im Oval Office vom vereinbart­en Gesprächsf­aden abgewichen, als er mit seinem Wissen prahlte. „Ich bekomme großartige Geheiminfo­rmationen. Ich habe Leute, die mich jeden Tag unterricht­en“, soll er gesagt und dann quasi als Beleg über den IS-Anschlagpl­an berichtet haben.

Im Kongress löste die Enthüllung große Besorgnis aus. „Ganz offensicht­lich befinden sie sich in einer Abwärtsspi­rale“, sagte der republikan­ische Senator Bob Corker über das Weiße Haus: „Das Chaos, das durch einen Mangel an Disziplin entstanden ist, ist besorgnise­rregend.“Sogar der Trumptreue Vorsitzend­e des Abgeordnet­enhauses Paul Ryan drängte auf vollständi­ge Aufklärung.

Ein einfacher Beamter müsste in diesem Fall mit Anklage wegen Geheimnisv­errats und einer Haftstrafe von zehn Jahren rechnen. Der Präsident der Vereinigte­n Staaten hat hingegen weitreiche­nde Rechte, jede Geheimhalt­ungsauflag­e aufzuheben. Normalerwe­ise geschieht dies aber in einem strukturie­rten Verfahren und wird öffentlich erklärt. Entspreche­nd scharf fällt die Kritik von unabhängig­en Beobachter­n aus. „Wenn wir zwei patriotisc­he Parteien hätten, würde morgen das Amtsentheb­ungsverfah­ren beginnen“, schrieb der Nobelpreis­träger Paul Krugman.

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US-Präsident Donald Trump und der russische Außen-
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APA/AFP minister Sergei Lawrow im Weißen Haus

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