Hermes verhüllt bittere Medizin
Hermes Pharma Wolfsberg entwickelte GlasurVerfahren, damit Medikamente gut schmecken.
Brause-, Kau- und Lutschtabletten, Instantgetränke, Direktgranulate: Die Arzneimittelfirma Hermes Pharma in Wolfsberg ist spezialisiert auf Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die gut schmecken und einfach einzunehmen sind. „Gute Medizin schmeckt dem Gaumen bitter“: Hermes Pharma arbeitet gegen das alte Sprichwort.
Wie ist es möglich, dass ein Produkt im Mund positiv wahrgenommen wird, obwohl es objektiv schlecht schmecken müsste? Eine neue Entwicklung, die gerade auf den Markt gebracht wurde, perfektioniert die Kaschierung des schlechten Geschmacks, den viele pharmazeutische Wirkstoffe haben: Mittels der sogenannten „Hot Melt Coating“Technologie, einer Art von Glasur, werden Wirkstoffpartikel mit einer Lipid-Mischung besprüht. Mit diesem Überzieh-Prozess hat Hermes Pharma nicht nur Produkte für chronisch Kranke im Blick, die ihre Medikamente über Jahre nehmen, sondern auch Menschen, die Probleme haben, Tabletten zu schlucken. Die neue Technik kommt daher bei den sogenannten DirektGranulaten zum Einsatz, eine Art Brause, die man sich wie einen Shot einfach in den Mund schüttet.
Mit technologischen Innovationen wie dieser und neuen Produkten behauptet sich der 276-Mitarbeiter-Betrieb im Lavanttal in Zeiten von Riesen-Fusionen erfolgreich am Pharmamarkt.
Standortleiter Andreas Ulrich, der technische Chemie studiert hat, produziert mit seinem Team 4000 Tonnen Fertigware, vorwiegend in Lohnfertigung für internationale Kunden bzw. Marken. 95 Prozent geht davon in den Export – nach Europa, aber auch nach Russland, Südafrika, Korea oder Vietnam. Die Produktpalette reicht von Calcium-, über Magnesium-, und Vitaminpräparaten bis zu Schmerzmitteln und Erkältungsprodukten. Alles wird im Reinraum produziert, der Vernetzungsgrad ist hoch. Der Output als Stückzahl beträgt knapp eine Milliarde Einheiten. Der Umsatz betrug 2016 rund 62 Millionen Euro.
Die Mutterfirma Hermes Arzneimittel in München, ein Familienunternehmen, hat die Wolfsberger Produktion 2003 übernommen. Seitdem wächst sie kontinuierlich.