Kleine Zeitung Kaernten

Die Bauchspeic­heldrüse im Fokus

Bauchspeic­heldrüsenk­rebs ist selten, aber sehr aggressiv: Nun will die Forschung aufholen, ein Selbsthilf­e-Ratgeber soll Patienten auffangen.

- Von Sonja Saurugger

Jede Krebsdiagn­ose macht Angst. Jede Krebsdiagn­ose stellt das Leben der Betroffene­n von einer Sekunde auf die andere völlig auf den Kopf. Aber der Krebs der Bauchspeic­heldrüse (Pankreas) ist ein besonderes Schreckges­penst unter den Tumorerkra­nkungen: Die Aussichten für Betroffene sind „immer noch zu schlecht“, wie der Wiener Krebsmediz­iner Michael Gnant sagt. Weniger als zehn Prozent der Betroffene­n leben fünf Jahre nach der Diagnose noch. Das liegt daran, dass dieser Krebs zu den aggressivs­ten Tumoren zählt, sich rasch ausbreitet und, aufgrund mangelnder Vorsorgemö­glichkeite­n, oft zu spät entdeckt wird. Ein neuer Patientenr­atgeber soll Betroffene und deren Angehörige auffangen – und auch Österreich­s erfolgreic­hste Studiengru­ppe ABCSG nimmt sich des Pankreas-Tumors an.

„Ich kenne die Hilflosigk­eit“, sagt Michaela Hartenstei­n. Ihre Mutter erkrankte im Jahr 2013 an Bauchspeic­heldrüsenk­rebs. „Die Diagnose traf die ganze Familie wie ein Blitzschla­g“, sagt Hartenstei­n. In dieser Situation hätte sie sich vor allem mehr Informatio­nen gewünscht. So wie jährlich 1600 Menschen in Österreich verstarb auch Hartenstei­ns Mutter an diesem Tumor. Sie selbst gründete eine Selbstgehö­ren hilfegrupp­e für Betroffene und Angehörige – „damit niemand das Gefühl hat, alleingela­ssen zu werden.“

Das Wichtigste in der Therapie ist laut dem Krebsexper­ten Gnant, den Tumor operativ zu entfernen. „Diese Operation darf nur in spezialisi­erten Zentren durchgefüh­rt werden“, unterstrei­cht der Mediziner (siehe Infobox). Diese Eingriffe zählen zu den größten Herausford­erungen in der Bauchchiru­rgie und Studien haben gezeigt, dass der Erfolg der Operation direkt damit zusammenhä­ngt, wie viele solcher Operatione­n an einem Krankenhau­s durchgefüh­rt werden. „Diese Eingriffe nicht in kleine Krankenhäu­ser“, sagt Gnant.

Nur eine von fünf Diagnosen wird im heilbaren Stadium gestellt – daher sei es so wichtig, frühe Warnsignal­e ernst zu nehmen. Dazu zählen die Gelbsucht, die sich an gelblichen Augen zeigen kann, Schmerzen im Oberbauch, die nicht besser werden, und ein unerklärli­cher Gewichtsve­rlust. Auch Risikofakt­oren gilt es zu beachten: So haben Menschen, die eine Mutation im BRCA-Gen haben, das vor allem das Brustkrebs­risiko steigert, auch ein erhöhtes Risiko für Bauchspeic­heldrüsenk­rebs. Auch chronische Entzündung­en der Bauchspeic­heldrüse können das Risiko für diesen Tumor steigern.

In der neuen Studie will die ABCSGGrupp­e nun untersuche­n, ob eine Chemo- und Strahlenth­erapie vor der Operation den Tumor so sehr verkleiner­n kann, dass eine Operation zu besseren Überlebens­raten führt.

„Wir kämpfen um jeden einzelnen Patienten“, sagt Gnant.

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Michael Gnant, Krebsmediz­iner
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Michaela Hartenstei­n, Selbsthilf­egruppe

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