Warum szenisch, ist ein Rätsel
Haydns „Schöpfung“als Oratorium für die Bühne.
Carlus Pedrissa ist einer der Kreativköpfe der katalanischen Truppe „La Fura dels Baus“. Seine Veranschaulichung des recht biederen Oratoriums, das Gottfried van Swieten aus Genesis, Psalmen und Miltons „Paradise Lost“für Joseph Haydn gezimmert hat, versucht es mit abstrakten Bildern. Wie stets bei den Katalanen, dominiert ein riesiger Kran die Bühne. Als Gegengewicht dient ein gläsernes Planschbecken, das Pedrissa schon bei Wagners „Ring“in Valencia einsetzte. Anfangs kämpft hier ein Flüchtling gegen das Ertrinken, später tummeln sich Adam und Eva im Nass, ehe der Kran sie klitschnass singend gen Himmel hebt.
Die echte Schöpfung prangt in allen Farben, Pedrissa begnügt sich mit Hell/ Dunkel. Wenn im Orchester strahlendes C-Dur die Erschaffung des Lichts verkündet, projiziert er ein Schwarz-Weiß-Feuerwerk auf die mobilen Stellwände. Der Chor führt riesige Heliumballons mit sich, die nach Bedarf steigen, sinken, kuscheln, platzen können.
Auch die Musik geizt mit Farben. Laurence Equilbey und ihr Insula orchestra fehlen der Furor und die Präzision, mit denen ein Nikolaus Harnoncourt das Stück zu befeuern vermochte. Einzig der strahlende Sopran Mari Eriksmoens und der kernige Tenor Martin Mitterrutzners bringen Licht ins Dunkel. Das Publikum dankte dennoch mit Jubel.