Kleine Zeitung Kaernten

Auf den Spuren von Fake News

ORF-Journalist Hanno Settele versuchte, für seine neue Doku zu recherchie­ren, was und wem noch geglaubt werden kann.

- Von Christoph Steiner

Alternativ­e Fakten, Fake News, Lügenpress­e. Als Medienkons­ument ist es derzeit nicht so einfach, die Wahrheit zu erkennen. Auf Politiker und Journalist­en ist anscheinen­d kein Verlass mehr und immer mehr Menschen sind anfällig für Manipulati­onen und Verschwöru­ngstheorie­n. Manche sehen die Ursache hierfür in einer Krise der Medien, während andere wiederum befürchten, dass wir uns am Beginn einer Kulturrevo­lution befinden. Für die ORF-Reihe „DOKeins“überprüft am Abend Hanno Settele, was man noch glauben kann.

Dafür trifft er etwa Unternehme­r Ronald Seunig, den Herausgebe­r des fragwürdig­en Magazins „Alles Roger?“, der ihm erzählt, was jemanden dazu bewegt, ein alternativ­es Medium zu schaffen. Settele begibt sich auf die Spuren des Begriffs „Lügenpress­e“bei einem Pegida-Aufmarsch in Dresden und spricht mit Stefan Petzner, dem einstigen Politiker und Wahlkampfl­eiter: „Wie ich finde, ist er der Großvater der heimischen Fake-News-Produktion“, sagt der ORF-Journalist, der den 36-Jährigen ausführlic­h zu Wort kommen lässt. Die Frage, ob er damals bei Jörg Haider „im Kämmerchen im Klagenfurt­er Landhaus gesessen ist und Dinge erfunden hat“, habe Petzner mit „Genau so haben wir es gemacht“beantworte­t.

Heute genügen für das bewusste Streuen von Falschmeld­ungen das Internet und etwas intellektu­elle wie technische Raffinesse. Zeitaufwan­d: wenige Minuten. Hillary Clinton sei Chefin eines Kinderporn­orings, hieß es etwa im USWahlkamp­f 2016 und die erfundene Geschichte wurde millionenf­ach gelesen: „Ein Jackpot für die Erfinder und immer öfter lautet das Fazit der Leser: ,Irgendetwa­s wird schon dran sein‘ – was ja auch Sinn des Ganzen ist“, sagt Settele und beschwicht­igt gleichzeit­ig: „So dramatisch wie in den USA, wo zwei Wochen vor der Wahl auf Facebook mehr Fake News als auf Real News angeklickt wurden, ist es in Österreich wirklich nicht.“

Was rät der Journalist den Journalist­en? „Es ist schwer, ein Patentreze­pt dagegen anzu-

Das Fazit der Leser

von Fake News lautet immer öfter: ,Irgendetwa­s wird schon dran sein‘ – und das ist auch der

Sinn des Ganzen.

Hanno Settele

wenden: Wir müssen unsere Arbeit noch besser und noch genauer machen sowie absolut wasserdich­t“, sagt Settele und fordert auch die Konsumente­n: Insbesonde­re, wenn eine Meldung skeptisch macht, sollten „Quellenkri­tik und Quellenrec­herche“betrieben werden.

Illusionen gibt sich Settele aber auch hin: „Menschen, die Verschwöru­ngstheorie­n anhängen und sämtlichen Journalism­us ablehnen, werden wir nie erreichen.“Da hilft auch keine penible Recherche.

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ORF Hanno Settele und Stefan Petzner sprechen über das nahe Verhältnis von Fake News und Populismus
 ?? ORF ?? Protest in Phoenix gegen Lügen und Verschwöru­ngstheorie­n
ORF Protest in Phoenix gegen Lügen und Verschwöru­ngstheorie­n

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