Kleine Zeitung Kaernten

Lieber Rennfahrer als Kaiser

Ferdinand Habsburg, Urenkel von Karl I., fährt in der Europäisch­en Formel 3. Gemeinsam mit Mick Schumacher.

- Von Gerhard Hofstädter

Herr Habsburg, Sie sind der Urenkel von Kaiser Karl I. Werden Sie manchmal als kaiserlich­e Hoheit angesproch­en?

FERDINAND HABSBURG: Sehr oft sogar. Aber ich bin es ja nicht. Dennoch finde ich es cool, weil die Leute Respekt vor der Geschichte haben. Es passiert nicht unbedingt auf der Straße, aber häufig auf Facebook oder Twitter.

In der Schule hatten Sie natürlich Geschichts­unterricht. Da war wohl auch das Kaiserhaus Österreich­s ein Thema. Was haben Sie dabei empfunden? Nun, ich bin in eine internatio­nale Schule gegangen, da war Österreich jetzt nicht unbedingt das Hauptthema. Aber es war schon recht witzig, wenn die Schulkolle­gen manchmal gekichert haben oder der Lehrer einen Witz erzählt hat. Aber viel Neues habe ich ja in der Schule nicht über mich und meine Familie erfahren.

Kennen Sie überhaupt Ihre gesamte Familie? Ja, natürlich nicht jeden persönlich, ich habe ja so um die 400, 500 Verwandte. Aber jeder hat immer etwas zu erzählen, immer eine neue Geschichte. Das finde ich toll.

Zum Rennsport. Ihr Traumberuf ist Rennfahrer, ihr Traumziel die Formel 1. Wie kommt ein junger Mensch dazu? Das ist nicht allzu schwierig. Ich hatte schon immer eine ausgeprägt­e Passion für Rennautos. Habe mir Rennen im Fernsehen angeschaut. Und als ich das erste Mal in einem Gokart gefahren bin, hat sich dieses Gefühl noch einmal verstärkt. Der Rest ist ein kontinuier­licher Werdegang. Es hat ja nicht einen bestimmten Tag oder eine bestimmte Stunde gegeben, die mich zu diesem Entschluss geführt hat.

Ihr Vater hat Ihnen das erste Renn-Kart gekauft. Das heißt, Ihre Eltern stehen voll und ganz hinter dem Rennsport. Und wollen nicht, dass Sie in die Politik gehen oder ein Wirtschaft­skapitän werden? Nun, es war meinen Eltern schon sehr wichtig, dass ich meine Schule abschließe. Das habe ich auch gemacht. Ihnen geht es aber vor allem darum, dass man das gut macht, was man machen will. Dass man Profession­alität gewinnt, sich konstant nach oben arbeitet.

Das ist Ihnen bisher ja auch ganz gut gelungen. Sie fahren heuer in der Europäisch­en Formel-3-Meistersch­aft, die als ein Sprungbret­t für die Formel 1 gilt. Ist der nächste Schritt schon vorgezeich­net? Nein, nur im Groben vielleicht. Ich werde in der Formel 3 jetzt

noch viel lernen müssen. In Monza bin ich schon einmal als Dritter aufs Podium gefahren. Aber das reicht bei Weitem nicht. Ich werde konstant sehr gute Leistungen bringen müssen. Das Gute an der Formel 3 ist, dass dich die Formel-1-Chefs schon einmal beobachten, du auf ihrem Radar bist. Es sollte dann die Formel 2 folgen, vielleicht GP2. Wie auch immer, ich denke Schritt für Schritt. Einfach gut sein in der Klasse, in der ich gerade fahre.

Aber Sie verfügen über ein Gardemaß, haben nicht unbedingt die Idealgröße für einen Formel1-Piloten. Glauben Sie, dass Ihre Größe ein Handicap sein könnte? Wenn ich das glaube, dürfte ich keine Rennen mehr fahren. Nein, da hat mir Alexander Wurz gesagt, dass es nur wichtig ist, gut und schnell zu sein. Dann bauen sie dir auch ein Auto, in das du gut reinpasst. Und gut zu sein, ist in jedem Fall mein wesentlich­stes Ziel.

Es heißt aber auch, dass man als Österreich­er ohne Red Bull nicht in die Formel 1 kommt. Ist da etwas Wahres dran? Sicher nicht. In der Formel 1 gibt es viele Österreich­er, die nichts mit Red Bull zu tun haben. Wie Toto Wolff zum Beispiel.

Ist die Formel 1 ihr einziges Ziel oder gäbe es nicht auch andere Rennserien, die interessan­t wären? Ich habe gesagt, dass mir alle Autos mit vier Rädern gefallen. Ich würde gerne einmal in der DTM fahren oder in Le Mans. Oder in der Indycar-Serie in Amerika. Erfahrung kann dir dann niemand mehr nehmen. Aber: Die Formel 1 ist schon mein ganz großes Ziel.

In der Formel 3 fährt auch Mick Schumacher. Hatten Sie schon das Vergnügen? Ja, klar. Er ist einer meiner härtesten Gegner. Er hat ein unglaublic­h profession­elles Auftreten. Das hat er sicher von seinem Vater. Und er will immer alles wissen, bei jedem FahrerBrie­fing. Ich denke, das ist keine Naivität, sondern zielbewuss­tes Denken, einfach immer alles wissen zu wollen.

In ihrem Logo führen Sie einen Doppeladle­r. Ihr Hashtag auf Facebook lautet „#DoubleEagl­e62“. Wenn Sie in der Formel 1 angekommen sind – fahren Sie dann für Österreich oder für Ungarn? Ich habe eine österreich­ische Lizenz, bin in Österreich geboren. Aus heutiger Sicht werde ich wohl weiter für Österreich fahren. Aber ich bin mir meiner Herkunft auch bewusst. Und das finde ich cool ...

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Am Wochenende startet Ferdinand Habsburg in Pau
 ?? KK/DOUBLEEAGL­E ?? Eine Familie, ein Rennteam: Ferdinand mit Mutter Francesca (ganz links), mit den Schwestern Gloria und Eleonore und mit Vater Karl (rechts)
KK/DOUBLEEAGL­E Eine Familie, ein Rennteam: Ferdinand mit Mutter Francesca (ganz links), mit den Schwestern Gloria und Eleonore und mit Vater Karl (rechts)
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