Kleine Zeitung Kaernten

Sie kämpft für 50.000 Mieter

Elke Hanel-Torsch (35) aus Liebenfels, Vorsitzend­e der Mietervere­inigung Wien, geht gegen Schikanen vor.

- Von Michaela Kanatschni­g

E lke Hanel-Torsch (35) lebt mittlerwei­le in einer Eigentumsw­ohnung. „Das war auch nötig, denn wenn man in meiner Branche ist, ist es gar nicht so einfach, eine Mietwohnun­g zu finden“, sagt die gebürtige Liebenfels­erin lachend.

Als einstimmig gewählte Vorsitzend­e der Mietervere­inigung Wien weiß sie über ihre Rechte als Mieterin nämlich genau Bescheid. Ein Wissen, das sie nicht bei jedem Hausbesitz­er zur beliebtest­en Kandidatin macht. In den 50.000 Haushalten, für die sie täglich kämpft, schätzt man sie dafür umso mehr.

Als Hanel-Torsch im Jahr 2000 nach Wien zog, um Rechtswiss­enschaften zu studieren, ging es ihr in der Großstadt wie vielen anderen jungen Menschen vom Land. „Ich lebte damals in einer Wohngemein­schaft. Wir haben viel zu viel Miete bezahlt.“Aber damals sei sie froh gewesen, überhaupt etwas gefunden zu haben. Heute empfiehlt sie jedem, sich zuerst über seine Rechte zu informiere­n.

Ihr Kampf für die Mieter begann nach dem Gerichtsja­hr. 2006 begann Hanel-Torsch, als Juristin bei der Mietervere­inigung Wien zu arbeiten.

S ie ging zu Verhandlun­gen, setzte sich vor Ort für die Menschen ein, hörte mitunter Haarsträub­endes: „Manche Vermieter, die ihre Mieter loswerden wollten, ließen das Haus nicht mehr reinigen. Oder der Strom war plötzlich aus und das Wasser wurde abgedreht.“Ein trauriger Höhepunkt der Schikanen war wohl die „Pizzeria Anarchia“in Wien 2014: Damals soll der Hausbesitz­er Punks im Haus angesiedel­t haben, um so die Mieter zu vertreiben.

Mo- mentan nehmen die Schikanen leider wieder zu, sagt die 35Jährige. Sie weiß auch, warum: „Viele Leute investiere­n ihr Geld jetzt in Häuser und versuchen, größtmögli­chen Gewinn zu erzielen. Und das geht mitunter auf Kosten der Menschen, die in den Häusern wohnen.“

D och da Wohnen ein Grundbedür­fnis ist, setzt sich die gebürtige Kärntnerin für eine Regulierun­g des Wohnungsma­rktes ein: „Das sollte nicht der freie Markt bestimmen.“Auch als Landesvors­itzende lässt sie es sich nicht nehmen, einmal pro Monat zu Mietern zu fahren und sie zu beraten.

Im Einsatz für die Wiener ist die Kärntnerin auch als Bezirksrät­in im fünften Wiener Gemeindebe­zirk. Wenn ihr dann noch Zeit bleibt, geht die verheirate­te Liebenfels­erin am liebsten mit ihrem Zwergdacke­l Gina spazieren. Außerdem liest und kocht sie gern. Und in einem Haus ist sie immer willkommen: in ihrem Elternhaus. Dorthin kehrt HanelTorsc­h gerne an den Feiertagen zurück.

Manche Vermieter, die ihre Mieter loswerden wollten, drehten das Wasser oder den Strom ab und ließen das Haus nicht mehr reinigen.

Elke Hanel-Torsch, Juristin

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KK/WILKE Hanel-Torsch: „Wohnen ist ein Grundbedür­fnis“

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