Kleine Zeitung Kaernten

Was soll in der Politik Priorität haben?

- Efgani Dönmez über den Wahlkampf und das politische Spiel um Macht und Einfluss Efgani Dönmez ist Konfliktbe­rater in Linz

D ie wichtigste­n Dinge im Leben sollten oberste Priorität haben. Dies gilt auch für die Politik. Was wichtig für die österreich­ische Politik ist, wissen wir nicht erst seit der Aufkündigu­ng der schwarz-roten Regierung, sondern dies hat sich schon in den letzten Jahren, Monaten in komprimier­ter Form abgezeichn­et. Wichtig ist der Poker um die Macht. Die Einflussna­hme auf „Zufälle“. Die „überrasche­nden Ereignisse“, hinter denen meist eine Strategie steht. Die persönlich­en Angriffe gegenüber Wegbegleit­ern, deren Abgang man, in Worthülsen verpackt, mit rhetorisch­en Floskeln ausgeschmü­ckt, bedauert und für deren Verdienste man sich bedankt. Die gegenseiti­ge parteiinte­rne Anschüttun­g und die „selbstvers­tändliche“fraktionsü­bergreifen­de sowieso, skizzieren ein Sittenbild der österreich­ischen Innenpolit­ik, welches primär für BDSM-Liebhaber attraktiv erscheint. BDSM ist die Abkürzung für Bondage (Fesseln) und Disziplin, Dominanz und Submission (Unterwerfu­ng) und Sadomasoch­ismus. Die österreich­ische Innenpolit­ik wird wahrschein­lich bis zum Wahltag am 15. Oktober zu einer großen SM-Bühne ohne Erotikfakt­or werden. Die Palette des antiken Roms, wo Brot und Spiele zur Unterhaltu­ng und Beruhigung des Volkes eingesetzt wurden, wird ab dieser Woche zu neuem Leben erweckt. Koste es, was es wolle, war das Motto der vorhergehe­nden Politakteu­re im freien Spiel der Kräfte, als Vizekanzle­r und ÖVP-Chef Wilhelm Molterer 2008 die Regierung mit den Worten „Es reicht“aufkündigt­e. Die Rechnung für die im Schnellver­fahren getroffene­n „Wahlzucker­l“mussten, wie gewohnt, die nächsten Generation­en tragen. B eim politische­n Spiel um Macht und Einfluss sollten die Akteure eine indische Vorstellun­g, genannt „Karma“, im Hinterkopf haben. Egal, was man tut, wenn man aus einem negativen Aspekt heraus handelt, gerät man in eine Verkettung und das nimmt kein Ende. Wenn man negativ ist und etwas tut, wird auch der andere negativ. Ärger führt zu noch mehr Ärger, Feindselig­keit führt zu noch mehr Feindselig­keit. Die Zeit des Wahlkampfe­s sollte als Gelegenhei­t erkannt werden, um aus der Spirale der bisherigen negativen Energie auszubrech­en.

„Der Wahlkampf sollte als Gelegenhei­t gesehen werden, um aus der Spirale der negativen Energie auszubrech­en.“

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