Mathematik als Hindernis Kein Realitätsbezug
Höhere Mathematik sollte man Talentierten überlassen, meint ein Leser.
Ich persönlich habe von der Mathematik, wie sie in der Oberstufe der Gymnasien gelehrt wird, noch nichts gehabt als Angst und bis in meine alten Tage herein Angstträume. Um ein Haar wäre ich bei der Matura drüber gestolpert und hätte dann zu den Holzarbeitern gehen müssen. Um dieses Hindernis (mehr war es nicht) doch zu bewältigen, habe ich meine gesamte Konzentration auf etwas verwenden müssen, was ich nie mehr gebraucht habe. Gegenstände, die mich interessierten, habe ich dafür vernachlässigt.
Und ich bin bei Gott kein Einzelfall. Ich weiß nicht, wie viele Tausend Achtzehnjährige es gewesen sind, die in den letzten Tagen mit weichen Knien vor den Thron der hohen Richterin hingetreten sind. Wenn vor dieser Instanz ein Einzelschicksal auch nicht zählt, so wüsste ich doch gerne, welchem höheren Sinn diese Opfer dargebracht werden.
Bei den zahlreichen Schulreformen habe ich noch keinen Ansatz dazu gefunden, dass man die höhere Mathematik den dafür Talentierten überlassen sollte, damit die anderen sich ihren Interessensgebieten widmen können. Ich rufe daher alle Schüler und Schulsprecher auf, eine Trauerminute für die sinnlos abgetötete Zeit ihrer schönsten Jahre zu organisieren. An die Verantwortlichen zu appellieren, scheint mir aussichtslos. Die müssen Neues ausbrüten.
Engelbert Obernosterer,
Schriftsteller, Hermagor Bei der Mathematik fehlt sicher der Bezug zur Realität. In der Volksschule hatte ich keine Schwierigkeiten mit Rechnen. In der Hauptschule kam die Algebra – ein Graus! Ich konnte mir nicht vorstellen, was das soll, und erklärt hat es uns auch niemand. So schrammte ich mit List und Tücke am „Fleck“vorbei. Dann Elektrikerlehre und Berufsschule – wieder Algebra, aber nun praxisbezogen. Weil ich da aus der Hauptschule nichts mitgebracht hatte, kam ich nur schwer mit. Gibt es Erkenntnisse, was Menschen ein, drei oder fünf Jahre nach Schulabgang vom Lehrstoff noch wissen und was der Einzelne davon im Leben wirklich gebraucht hat? Ewald Kattinger, Söding