Lucas Auer führt nach zwei grandiosen Saisonsiegen die DTM-Wertung an. Hat sich der 22-jährige Tiroler nun schon für höhere Aufgaben empfohlen?
Sie waren immer sehr zurückhaltend, die Kenner der Szene, die Wegbereiter junger Talente, die Scouts und Kompetenten, die es zu beeindrucken gilt. Sie alle übten sich in vornehmer Zurückhaltung, wenn es in einem Gespräch um den nächsten Österreicher in der Formel 1 geht. „Nein, da sehe ich jetzt eigentlich niemanden“, sagte etwa Helmut Marko, Motorsportberater von Red Bull und der Doyen in Österreich, noch vor nicht allzu langer Zeit immer wiederholend.
Selbst Gerhard Berger, der Onkel von Lucas Auer, hat noch vor einem Jahr gesagt, dass die Formel 1 nicht zwanghaft die einzige Glück bringende Rennserie sein muss. Jetzt hat sich aber ausgerechnet sein Neffe recht ordentlich abgehoben, herausgeschält aus dem kleinen Haufen der österreichischen Hoffnungen, der ohnehin überschaubar ist. Innerhalb eines Jahres ist der Tiroler in der DTM (Deutsche TourenwagenRennen, Masters) zum Siegfahrer avanciert. Der Mercedes-Pilot stellte zum Saisonstart in Hockenheim seine rosafarbene C-Klasse auf die Pole, gewann das erste Rennen und wurde Vierter im zweiten Lauf. Das Kunststück wiederholte er auch auf dem Lausitzring: Poleposition und Sieg im ersten Rennen, Zehnter im zweiten. Mit 68 Punkten führt Auer nun recht komfortabel vor Gary Paffett (34) und Mike Rockenfeller (31).
spricht ebenso für Auer: Mit 271 Führungskilometern (54 Prozent) liegt er auch da recht eindrucksvoll voran. Und schon gilt Auer in Deutschland und in einigen Medien als Titelanwärter Nummer eins. „Den müsste er auch holen“, sagte dann wenigstens Helmut Marko, „er sitzt im besten Auto und hat zumindest seine Fehleranfälligkeit abgelegt.“Na immerhin.
Der Grundtenor bleibt (noch) der gleiche: Man müsse abwarten, es kommt doch irgendwann ein Durchhänger. Auer fuhr ja schon im Vorjahr ganz gute nur hat’s niemand gemerkt, weil sie im Mittelfeld stattgefunden haben. Und immer galt Lucas stets „nur“als der Neffe vom Gerhard Berger. Davon hat er sich etwas befreien können.
Und eines wird Lucas Auer bei den nächsten DTM-Rennen gar nichts bringen. Es entsteht bereits nach seinen zwei Siegen eine Art Formel-1-Hype. Da spielt dann gleich wieder sein Onkel eine Rolle. Und schließlich könnte auch Toto Wolff, der österreichische Motorsportchef von Mercedes, einiges bewirken. Einen Formel-1Test vielleicht. „Mal sehen, wir warten da schon noch ab“, meinte Wolff. Auer sollte sich keinesfalls zu sehr ablenken lassen, sondern vorerst einmal auf die DTM fokussiert bleiben. Und dass selbst einem DTMChampion nicht alle Wege geebnet werden, sieht man an Pascal Wehrlein ...