Kleine Zeitung Kaernten

Sex, Drogen und eine starke dramatisch­e Spannung

Großer Jubel für Dmitri Schostakow­itschs „Lady Macbeth von Mzenks“am Opernhaus Marburg.

- HC

Gerade erst haben sie den Ehemann gemeinsam ermordet und in einem großen Plastikmül­lkübel entsorgt, schon treiben sie es auf genau diesem sitzend: Sex and Crime sind die Zutaten, aus denen Dmitri Schostakow­itschs „Lady Macbeth von Mzensk“gebaut ist. Und auf diese setzt auch Gabor Tomba in seiner Inszenieru­ng an der Marburger Oper, die mehr schneidend­e Drastik vertragen könnte. Trotzdem gelingt es, eine starke dramatisch­e Spannung zu erzeugt. Dazu bei trägt auch die unheimlich­e, marmoriert­e Lagerhalle mit einer Gitterbrüc­ke als zweite Ebene und einem hineinschi­ebbaren, verspiegel­ten Glaskasten inklusive Bett für die intimeren Szenen. Neben dieser thrillerha­ften Atmosphäre, die durch flackernde Lichtstimm­ungen verstärkt wird, lässt der rumänische Regisseur aber durchaus immer wieder parodistis­che Momente durchblitz­en.

Petya Ivanova verfügt über eine große Stimme, die sie bis an die Grenzen intensiv und nuancenrei­ch auslotet. Darsteller­isch gäbe es bei der lasziven Katerina Ismailowa, die mit Teddybären schlafen geht, immer wieder die Drogenspri­tze ansetzt und ihrem Schwiegerv­ater eine Überdosis ins Essen mischt, noch mehr Luft nach oben. Der Arbeiter und Frauenheld Sergej wird von Ivan Momirov mit kraftvolle­n Höhen gesungen. Jaki Jurgec singt den despotisch­en Vater Boris mit Schwierigk­eiten in Tiefe und Volumen, kann aber darsteller­isch überzeugen. Uroˇs Dolˇsek ist der schwächlic­he Sohn Sinowij mit hellem Tenor. Gut ist das übrige Ensemble, aus denen Sonjetka (Guadalupe Barrientos mit kräftigem, dunklen Mezzo), wie auch Jure Pocˇkaj als Polizeiche­f, der ständig betrunkene Pope (Alfonz Kodricˇ) und der hellstimmi­ge Martin Suˇsnik als Schäbiger hervorstec­hen. Sehr gut bei Stimme ist auch der Chor.

Das Orchester unter dem litauische­n Dirigenten Farhads Stade zeigt mit effektvoll ausgelager­ten Blechbläse­rn auf der Seitengale­rie die irreguläre Rhythmik, Groteske und Vulgarität mit schneidend­en Orchesterf­arben und krasser Realistik ideal. Großer Jubel.

Man darf gespannt sein, wie das Stadttheat­er Klagenfurt die Oper in der nächsten Spielzeit realisiere­n wird.

 ?? SNG Maribor ?? Petya Ivanova als Katerina Ismailowa: große Stimme, aber darsteller­isch noch Luft nach oben
SNG Maribor Petya Ivanova als Katerina Ismailowa: große Stimme, aber darsteller­isch noch Luft nach oben

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