Kleine Zeitung Kaernten

Die ferne Neue Welt

US-Präsident Donald Trump besuchte die Hauptquart­iere der EU und der Nato. Da wie dort entstand der Eindruck, zwischen Alter und Neuer Welt liegen Welten.

- Damir Fras

Schon die Dauer der Gespräche mit der EU-Spitze in Brüssel ist Beleg dafür, dass US-Präsident Trump mit Europa nicht viel anfangen kann. Gerade einmal eine Viertelstu­nde nimmt er sich Zeit für das Treffen mit Tusk und Juncker. In Saudi-Arabien, wo Trump Anfang der Woche war, dauerte allein der Schwerttan­z im Wüstenpala­st, an dem der US-Präsident mitwirkte, länger.

Wenn das ein Maßstab sein sollte für Sympathie und Interesse, dann wissen Tusk und Juncker jetzt, woran sie sind. Die Gesprächsf­etzen, die Journalist­en mithören können, handeln von Trumps Reisestati­onen in den vergangene­n Tagen: Er war in Saudi-Arabien und in Israel, auch beim Papst machte der frühere Reality-TV-Entertaine­r halt. Das sei „spektakulä­r“gewesen und „sagenhaft“, sagt Trump: „Der Papst war sagenhaft.“Trump liebt diese Schlagwort­e, die nichts aussagen, aber sehr gut klingen.

Anderersei­ts wissen sie im EU-Hauptquart­ier und auch in der Protokolla­bteilung der Nato, dass die Aufmerksam­keitsspann­e des neuen US-Präsidente­n begrenzt ist. Lange Vorträge langweilen ihn. Die Staats- und Regierungs­chefs der Nato-Mitgliedsl­änder sind angehalten worden, ihre Wortbeiträ­ge am Donnerstag kurz zu halten – maximal vier Minuten, damit das erste offizielle Aufeinande­rtreffen Trumps mit seinen Amtskolleg­en aus dem Militärbün­dnis möglichst zügig und vor allem möglichst effizient abläuft.

Das sind die äußerliche­n Unterschie­de, die bleiben werden. Doch auch inhaltlich bringt der erste Kontakt mit Trump weder die EU noch die Nato entscheide­nd weiter. Beide können immer noch nicht einschätze­n, wie es Trump mit supranatio­nalen Organisati­onen hält.

Während des US-Wahlkampfe­s bejubelte er den Ausgang des Brexit-Referendum­s und erweckte damit in der EU das Gefühl, er wünsche sich weitere solcher Volksabsti­mmungen. Die Nato nannte er erst obsolet, dann war sie es wieder nicht mehr. Offenbar soll niemand genau wissen, woran er mit Trump ist. So hat Trump das gerne.

Die Unklarheit­en scheinen weiter zu existieren. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk wirkt erschöpft, als er sich kurz nach dem Gespräch mit Trump vor einem Mikrofon postiert und wie ein Sprechauto­mat aufsagt: „Wir haben Außenpolit­ik, Sicherheit­spolitik, die Klima-Frage und Handelsbez­iehungen diskutiert.“Das klingt wie dem Handbuch für internatio­nale Politik entnommen. Erst später wird Tusk etwas klarer. Er sagt, dass man sich in vielen Dingen einig sei, in Sachen Klima, Handel und Russland allerdings nicht. Das aber sind die wichtigen Dinge. llmählich wird deutlich, dass nach Barack Obamas Amtszeit nun in der Tat wieder Welten zwischen Europa und den USA liegen. „Werte und Prinzipien zuerst, das ist es, was wir, Europa und Amerika, betonen sollten“, sagt Tusk und grenzt sich damit noch deutlicher von Trumps Wahlkampfp­arole „America first“ab.

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