Südsee vs. Schlumpfeis
T ürkis, so die Bilanz diverser Medien, ist nun also das neue Schwarz. Der designierte ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat die jahrzehntelang gehegte und gepflegte konservative Nichtfarbe gegen einen Farbton getauscht, der im Auge des Betrachters nicht einheitlich wahrgenommen wird. In der additiven Farbenlehre gilt Cyan als Grenzfall von Blau und Grün – ein Schelm, wer jetzt in Programmabkupferungen oder Wählerfangaktionen denkt. Oder in Pleiten, Pech und Pan- nen farblich verwirrter Kreuzerlmacher in der Wahlkabine. Glaubt man der Psychologie, wird keine Tönung kälter empfunden als Türkis. „Sie steht für Eigenständigkeit, Unabhängigkeit und Selbstbehauptung, aber auch für Egoismus, Idealismus und Selbstdarstellung“, heißt es. Türkis erinnert im besten Fall an Karibik, Südsee oder halt Mittelmeer, im schlechtesten an überzuckerte Kindheitsverirrungen namens Schlumpfeis. Immer alles eine Frage der Betrachtung.